Püttmann: C nicht nur Parteitagslyrik

"Mehr C, nicht nur in der Parteitagslyrik, könnte der Bindung und der Mobilisierung der christlichen Kernklientel in der CDU/CSU durchaus nutzen." Darauf hat Andreas Püttmann die Parteien in einem Beitrag, der morgen in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" erscheint, hingewiesen.
Von PRO

Püttmann antwortet damit auf eine Aussage des Wahlforschers Matthias
Jung – und empfiehlt ihm eine differenzierte und qualitative Analyse der
Situation. Der Demoskop Jung hatte auf den sinkenden Anteil der
kirchlich Gebundenen in der Bevölkerung und der Anhängerschaft der Union
verwiesen. Nach jüngsten Erhebungen sei nur noch jeder zehnte
Unionswähler ein kirchennaher Katholik. Bei den Kirchenfernen, so
Püttmann, müsse "mehr C" nicht schaden, solange die Sympathiewerte des
Wortes christlich weit höher lägen als die der Union.
Der Journalist setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Union mit einer Stärkung des christlichen Profils schlecht beraten wäre. "Ob sie dem C gerecht werden, entscheidet sich für die Unionsparteien also nicht allein daran, dass sie – worauf Jung verweist – den Kirchen nahestehen", bekräftigt Püttmann. Der Anteil kirchlich Gebundener schrumpfe zwar im Volk, nicht aber in der CDU-Parteibasis. Dies habe eine Mitgliederstudie der Adenauer-Stiftung ergeben.



Kein Relikt aus alten Zeiten

Obwohl die Säkularisierung fortschreite, "nimmt in der CDU im Aggregat die Bedeutung von Religion und Kirche zu", so der Journalist. Immer noch knapp die Hälfte der Mitglieder fühle sich den Kirchen stark verbunden. Christliche Werte und Religion hätten einen sehr hohen Stellenwert. "Das C könnte man in der Mitgliedschaft mit dem Begriff ,Markenkern‘ beschreiben. So findet die Aussage, dass das C in der CDU ein Relikt aus alten Zeiten sei, nicht einmal bei jedem fünften Mitglied Zustimmung", zitiert Püttmann die Studie.


Falls die Befunde stimmten, sei aus Püttmanns Sicht eine "Desavouierung dieses Teils der Mitglieder" für die Mobilisierungskraft der Partei gefährlich. Eigenschaften wie Geselligkeit, Kommunikationsfreude, Familiensinn, Hilfsbereitschaft, Fröhlichkeit, Optimismus und eine hohe Mediennutzungskompetenz fänden sich stark ausgeprägt bei den kirchennahen Christen wieder. Sie seien bereit "ihre religiösen Überzeugungen aktiv in die öffentliche Diskussion einzubringen" und damit ein "nicht zu unterschätzender sozialer Faktor".



Aus klaren Gründen und prinzipieller Entschiedenheit



Die CDU-Gründer hätten 1945 darauf verwiesen, dass der demokratische Wiederaufbau nur gelingen könne, "wenn wir uns auf die kulturgestaltenden sittlichen und geistigen Kräfte des Christentums besinnen". Diesen Auftrag habe die heutige Parteivorsitzende im Marschgepäck. Am Ende von Püttmanns Artikels steht ein Zitat des ersten deutschen Bundeskanzlers und Christdemokraten Konrad Adenauer von 1962: "Ich würde empfehlen, das C in unserem Namen als Leitmotiv nicht davon abhängig zu machen, ob es uns politisch mehr oder weniger Stimmen bringt, sondern dazu aus klaren Gründen prinzipieller Entschiedenheit zu stehen und die Frage der Opportunität in diesem Punkte überhaupt nicht zuzulassen." (pro)

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