Psychologe empfiehlt auch Atheisten Gebet mit Kindern

Selbst Eltern, die nicht an Gott glauben, sollten mit ihren Kindern beten. Das empfiehlt der Psychologe Wolfgang Bergmann. Seine Begründung ist allerdings psychologischer, und nicht religiöser Natur.
Von PRO

"Die Kindervorstellung vom lieben Gott soll man nicht stören. Sie gehört zur Poesie der Kindheit", sagt Bergmann laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd). Er ist diplomierter Erziehungswissenschaftler und leitet das Institut für Kinderpsychologie und Lerntherapie in Hannover. Im Gebet wendeten sich Kinder an ein beschützendes Wesen, das Väterliches und Mütterliches vereine: "Da muss man keinen skeptischen Erwachsenenverstand ins Spiel bringen."

Auch die Eltern profitierten vom Gebet mit ihrem Kind, so der Psychologe. So kämen sie zur Ruhe und fänden zu einer inneren Wirklichkeit, die sich vom Alltag unterscheide. "Ob man gläubig ist oder nicht, Gebete sind immer Zeichen der Liebe zwischen Eltern und Kind." Bergmann, der verheiratet ist und drei Kinder hat, plädiert dafür, die Kinder mindestens bis zum zehnten Lebensjahr beim Beten zu begleiten. "Wenn ein Kind allein vor sich herbetet, ist das wie Zähneputzen, da kommt nicht viel bei rum."

Kinder greifen Bergmann zufolge in Gebeten zumeist ihre Alltagserfahrungen auf. So nähmen sie sich zum Beispiel nach einem Streit mit der Freundin vor, sich am nächsten Tag wieder zu versöhnen. Schnell seien sie dabei auch bei elementaren Themen wie der Verbindung zwischen den Menschen und zu Gott. Dabei akzeptierten die Mädchen und Jungen, dass sich ihre Bitten nicht automatisch erfüllten. "Ein Gebet ist keine Wunschliste und der liebe Gott ist nicht der Weihnachtsmann. Darüber kann man mit den Kindern reden." Ermahnungen wie "Gott sieht alles" oder alles, was Furcht einflöße, gehöre hingegen nicht in die Kinderwelt. "Die alten Strafgebete waren unchristlich", so Bergmann.

Eine Umfrage der Zeitschrift "Eltern for familiy" ergab 2006, dass zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland zumindest hin und wieder beten. Doch die Zahl geht nach Einschätzung von Experten zurück. "In unserer technokratischen und individualisierten Kultur nimmt das ab", so der Kinderpsychologe.

Bergmann studierte Erziehungswissenschaften und arbeitete danach zunächst im Medienbereich, unter anderem als Chefredakteur der "Deutschen Lehrer Zeitung". Zum Thema Erziehung hat Bergmann mehrere Bücher veröffentlicht, im März 2009 erschien "Warum unsere Kinder ein Glück sind: So gelingt Erziehung heute" (Beltz Verlag). (pro)

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