„Protzbischof“: Journalisten diskutieren Rolle der Medien

Reagieren die Medien im Falle des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst über? Darüber haben am Sonntag Journalisten in zwei Talkshows der ARD diskutiert. Auch katholische Theologen kamen zu Wort.
Von PRO

Deutliche Kritik an der Medienarbeit des Bistums Limburg übte die Redaktionsleiterin der Zeitschrift und Zeit-Beilage Christ und Welt, Christiane Florin, in der Diskussionsrunde von Günther Jauch. „Viele Journalisten, die sich mit dem Fall befasst haben, haben überhaupt keine oder falsche Informationen erhalten und oder sind hinterher beschimpft oder gegängelt worden“, berichtete sie.  Tebartz-van Elst habe zudem keine Reue gezeigt: „Petrus hätte wahrscheinlich in der Bild-Zeitung gesagt: ‚Ich habe Jesus drei Mal verleugnet, und das bereue ich zutiefst.‘ Diese Bemerkung haben wir vom Bischof von Limburg bisher nicht gehört.“

In der gleichen Runde empörte sich der ehemalige CDU-Bundesminister und gläubige Katholik Norbert Blüm über den „Protzbischof“: „Der Kölner Dom war auch nicht billig, aber der dient auch dem Gottesdienst. Eine 15.000 Euro teure Badewanne nicht.“ Papst Franziskus zeige mit seiner Bescheidenheit, dass es auch anders gehe. Der Arzt und Theologe Manfred Lütz mahnte an, nicht weiter auf einen Mann einzutreten, der bereits am Boden liege. Es sehe so aus, als gehe es hier um die „Vernichtung“ eines Menschen. Auch verurteilende Worte wie „Lügner“ oder „kranker Mann“ sollten nicht verwendet werden.

„Journalistische Nebenjustiz“ in Deutschland?

Florin war bereits einige Stunden zuvor in der Sendung „Presseclub“, ebenfalls in der ARD, zu Gast. Dort sagte sie: „Ich habe den Eindruck, dass die Medien hier den Job gemacht haben, den eigentlich die kirchlichen Gremien hätten erledigen sollen.“ Die Journalistin Hildegard Stausberg von der Tageszeitung Die Welt widersprach: „Ich habe das Gefühl, dass wir in Deutschland eine journalistische Nebenjustiz bekommen.“ Wenn sie sich die Veröffentlichung von Indiskretionen aus dem Bistum anschaue, fühle sie sich an den Fall Christian Wulff erinnert.

Martin Lohmann, Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV, wies darauf hin, dass die hohen Kosten nicht nur für die Privatwohnung von Tebartz-van Elst, sondern auch für ein angeschlossenes Tagungszentrum und ein Museum ausgegeben wurden. Gleichwohl sei jede Empörung verständlich, da mehr als 30 Millionen Euro wahrlich kein Pappenstiel seien. „Der Bischof hat etwas Tragisches und Unverantwortliches gemacht“, sagte Lohmann. „Aber wer ist noch beteiligt und was sind die Hintergründe? Da warte ich noch auf die Arbeit der Medien.“ Lohmann erklärte, bei dem öffentlichen Drama „Wie schießen wir einen Bischof ab“ gerne einmal in den Regieraum blicken zu wollen, um herauszufinden, wer aus welchen Gründen daran interessiert sei, Tebartz-van Elst, einem besonders konservativen Bischof, zu schaden. (pro)

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