Proteste gegen Doku-Soap: Sex als Wettbewerb

In einer neuen Doku-Soap auf ProSieben sollen Studenten ab Januar darin wetteifern, wer am schnellsten 50 Frauen ins Bett bekommt. Kinderschützer, Politiker und Kirchenvertreter laufen Sturm. Als "Missbrauch menschlicher Gefühle" bezeichnen Kritiker die Sex-Serie, die bereits im Nachmittagsprogramm laufen soll.
Von PRO

Ab dem 18.  Januar 2010 soll die Sendung "50 pro Semester" auf ProSieben laufen. Inhalt der Doku-Soap ist laut dem Sender, dass fünf Studenten in einen Wettbewerb gegeneinander antreten, wer am schnellsten 50 Frauen ins Bett bekommt. Die Sendung soll vorerst eine Woche lang im Nachmittagsprogramm um 16 Uhr laufen.

"Wer schafft es, in einem Semester 50 Frauen oder Männer rum zu kriegen? Genau die richtige Herausforderung für die Freunde Tobi und Flo, die mehr oder weniger siegessicher diese ungewöhnliche Wette annehmen", heißt es laut "cinefacts.de" in der Sendungsankündigung. "Von Kameras begleitet stürzt sich Frauenschwarm Tobi mit seinem besten Kumpel Flo ins Studentenleben, um eine nach der anderen erobern."
 
"Das grenzt an Kindesmissbrauch"

Kirchen, Kinderschützer und Politiker zeigten sich empört über die geplante Sendung. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sagte gegenüber den "Lübecker Nachrichten": "Ich protestiere gegen die Erniedrigung und den Missbrauch menschlicher Gefühle in dieser TV-Show. Hier verkommen Liebe und Sex zu pubertären machohaften Spielchen." Jaschke sprach von billigstem Voyeurismus. "Was ProSieben plant, grenzt an Kindesmissbrauch", sagte er. Jetzt seien die Aufsichtsgremien gefragt.

Die Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes, Irene Johns, nannte das Konzept menschenverachtend. Die nordelbische Bischöfin Maria Jepsen kritisierte die Show als abstoßend. "Es ist peinlich, wenn Sender auf diese Weise versuchen wollen, die Einschaltquote zu steigern", sagte sie.

Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) sagte der "Passauer Neuen Presse" (PNP): "Es ist eine verheerende Botschaft an alle Zuschauer, wenn Frauen und Männer in einer Art moderner ‚Kopfgeldjagd‘ zu Sexobjekten degradiert werden." Auch ein Privatsender könne nicht losgelöst von jeder gesellschaftlichen Verantwortung agieren. "Jeder, der bei uns Lizenzen verliehen bekommt, hat damit auch eine bestimmte Verantwortung übertragen bekommen", sagte sie. Dagegen werde bei einem solchen Format grob verstoßen.

Die Diözesanvorsitzende des Katholischen Frauenbunds Passau, Walburga Wieland , nannte das neue Format laut PNP eine "Verachtung jeglicher Werte", die noch dazu am Nachmittag ausgestrahlt werde. Auch der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz, Wolf-Dieter Ring, sieht eine drohende Gefahr bezüglich der Vermittlung von Werten: Sexualität und Liebe würden möglicherweise "zum Objekt".

Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg sieht allerdings laut dem Zeitungsbericht keine Möglichkeit, ProSieben zu zwingen, der Medienanstalt Berlin-Brandenburg "50 pro Semester" vorab zu zeigen, da dies an Zensur grenzen würde. Bußgelder könnten von den Medienanstalten erst nach der Ausstrahlung verhängt werden. (PRO)

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