Protestant mit harter Linie

Der künftige bayerische Ministerpräsident Markus Söder gilt als Hardliner in der Innenpolitik, fordert von seiner Kirche aber mehr Reformwillen und eine Besinnung auf den Missionsauftrag. Der Protestant sitzt auch in der bayerischen Landessynode.
Von PRO
Markus Söder

Markus Söder wird zu Beginn des kommenden Jahres Horst Seehofer im Amt des bayerischen Ministerpräsidenten beerben. Das hat die Landtagsfraktion am Montag einstimmig beschlossen. Der gebürtige Nürnberger ist mit 16 Jahren in die CSU eingetreten. Mit 27 zog er in den Landtag ein, mit 36 war er CSU-Generalsekretär und mit 40 Minister. Heute, mit 50 Jahren, leitet er das bayerische Finanz- und Heimatministerium. Der Jurist und Journalist ist auch Mitglied der bayerischen Landessynode – und gilt als engagierter Protestant. Dass es ihn in die Kirche und das Parlament ziehen würde, war nach den Worten seines Vaters schon lange klar. Dieser, so schrieb Söder einst im Magazin Focus, unterstellte ihm schon früh: „Zwei linke Hände und ein großes Mundwerk. Werde Pfarrer oder Politiker!“

Aus dem Oder hat Söder im Laufe seines Lebens ein Und gemacht – zwar ist er nicht Pfarrer, aber er organisiert Gottesdienste mit. „Man muss neue Zugänge in die Herzen der Menschen finden. Wenn Kirche nicht offen ist, wer dann?“, sagt Söder im Sonntagsblatt und belegt seine Worte mit selbst Erlebtem. Einmal habe er gegen Widerstände einen Star-Wars-Gottesdienst für Jugendliche organisiert – und damit viele erreicht. „Ich glaube, dass sich manche zu wenig von der offiziellen Kirche angesprochen fühlen. Dabei haben wir Christen doch die beste Botschaft überhaupt! Wir sagen den Menschen: Du musst weder der Schönste, der Schnellste, der Reichste oder der Schlauste sein, um genauso angenommen zu sein. Du bist, so wie du bist, genau so viel wert wie jeder andere Mensch.“

„Kruzifix statt Kopftuch“

Er bedaure, dass diese „nachhaltigste Botschaft überhaupt“ so wenig gehört werde, und gibt den Kirchen eine Mitschuld daran. „Der Kurs war über die Jahrzehnte sehr politisch. Hat das aber dazu geführt, dass wir in der Mission Erfolg hatten?“, fragt er im Sonntagsblatt, und sagt weiter: „Glaube ist die Kernkompetenz der Kirche. Mission ist ihre Aufgabe.“ Wenn sich Christen politisch einsetzten, dann sollten sie dies am ehesten für den Schutz des Lebens tun. Das sei „die Kernfrage schlechthin“.

So reformwillig Söder sich in Sachen Kirche zeigt, so traditionell und konservativ hält er es in der Politik. 2004 forderte er im Gespräch mit dem Deutschen Depeschendienst, Kinder sollten in den Schulen mehr über deutsche und christliche Werte lernen: „Dazu gehört zum Beispiel Benimmunterricht statt Erlebnis- und Kuschelpädagogik. Es ist sinnvoll, auch über unsere nationale Identität und deren Symbole zu reden. Daher ist es wichtig, die Nationalhymne aber auch die Bayernhymne zu lernen und zu singen. Und dazu gehört natürlich auch, dass wir uns zu unserer christlichen Werteordnung bekennen. Für die CSU steht fest: In Klassenzimmer gehören Kruzifixe und keine Kopftücher.“

Für Burka- und Blasphemieverbot, gegen Türkei-Beitritt

Söder befürwortet ein Burkaverbot in Deutschland und lehnt einen Beitritt der Türkei zur EU ab. 2006 plädierte er in der Rheinischen Post anlässlich der Ausstrahlung einer kirchenkritischen Serie dafür, das Blasphemieverbot im Strafrecht zu verankern. „Wir brauchen mehr Sensibilität im Umgang mit religiösen Gefühlen – auch mit unseren eigenen“, sagte Söder der Zeitung. Vor zwei Jahren machte er von sich reden, weil er früh in der sogenannten Flüchtlingskrise Obergrenzen für die Zuwanderung in die Bundesrepublik forderte und weitergehende Einschränkungen beim Grundrecht auf Asyl anregte. Der Passauer Neuen Presse sagte er: „Wer zu uns kommt, hat sich unseren Regeln anzupassen – nicht umgekehrt.“

Von: Anna Lutz

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