Protest gegen Gebet zum „Fußball-Gott“

Am kommenden Samstag steigt das Spiel der Spiele: Der FC Bayern kämpft im Finale der Champions League gegen den FC Chelsea um Europas Fußballkrone. Der Sender SAT.1 bewirbt die Live-Übertragung mit Anleihen aus dem "Vater Unser". Das ist nicht in Ordnung, meint die "Deutsche Evangelische Allianz" und hat beim Sender Protest eingelegt. Inzwischen haben auch andere prominente Protestanten ihre Empörung zum Ausdruck gebracht.
Von PRO

"Lieber Fußballgott", heißt es in dem Werbefilm für die Übertragung am Samstag, "dein Ball komme, dein Spiel geschehe. Unsere Tore gib‘ uns heute. Und vergib uns unsere Fouls, wie auch wir vergeben den Schiedsrichtern. Führe uns nicht ins Abseits, sondern bewahre uns vor Kontern. Denn dein ist das Spiel, und der Sieg, und die Champions League, in Ewigkeit. Auf geht’s."

Am heutigen Mittwoch richtete Michael Diener, Erster Vorsitzender der "Deutschen Evangelischen Allianz", einen Beschwerdebrief an den Münchener Sender. Das "Vater Unser" sei ein Herzstück des christlichen Glaubens und zudem ein heiliger Text, heißt es darin. "Es verletzt darum die religiösen Gefühle vieler Christinnen und Christen, wenn ein derartiger Text einem ‚Fußballgott‘ umgewidmet wird." Gemeinsam sei darauf zu achten, dass die Freude am Fußball nicht durch derartige "Entgleisungen" beeinträchtigt werde.

Auch die Vertreter der "Deutschen Evangelischen Allianz" freuten sich auf das Spiel, schreibt Diener weiter. "Aber wir möchten darum bitten, dass sich im Vorfeld derartiger Spiele nicht der Kommerz auch noch der zentralsten Gebete unseres Glaubens bemächtigt." Eine Welt, in der alles verzweckt werden könne, sei nicht erstrebenswert. "Deshalb bitten wir Sie, den entsprechenden Werbespot sofort und unbürokratisch abzusetzen!"

SAT.1: Kritik ist nicht nachvollziehbar

SAT.1 machte in einer umgehenden Antwort deutlich, dass die Kritik nicht nachzuvollziehen sei. Gehe es um Fußball, sei es üblich, eine Sprache mit religiösen Anleihen zu gebrauchen, etwa bei der Wendung "Fußball-Gott". Das in der Werbung gezeigte Gebet ironisiere diese Gepflogenheit durch Übersteigerung. Die meisten Zuschauer erkennten, dass dies nicht ernst gemeint sei.

Das Ziel dieser Form der Programmankündigung sei nicht die Verunglimpfung oder Ironisierung des Glaubens an Gott. Vielmehr gehe es dem Sender um Aufmerksamkeit und um einen ironischen Hinweis auf die zahlreichen Gottes-Metaphern im Fußball. "Wir sind durchaus der Ansicht, dass durch dieses Vater Unser zum ‚Fußballgott‘ ein Reflexionsprozess ausgelöst werden kann über die Angemessenheit dieser Metaphern im Fußballsport."

Schneider: Geschmacklose Grenzüberschreitung



Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat sich unterdessen der Kritik angeschlossen und bezeichnete den Trailer als "eine geschmacklose Grenzüberschreitung". Alles sei mittlerweile Gegenstand der Kommerzialisierung. Sogar das "Vater Unser" werde zur Ware erhoben: "Soweit darf man um der Einschaltquoten und um der Produktwerbung willen aber nicht gehen", erklärte Schneider gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).



Der EKD-Sportbeauftragte, Prälat Bernhard Felmberg, nannte den Werbefilm geschmacklos, "ärgerlich und überflüssig". Er sprach auf dem Internetportal "evangelisch.de" sogar von einem Missbrauch des höchsten Gebets der Christenheit, das vielen Menschen in existenziellen Situationen Halt gebe. Auch Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm findet den Werbespot "voll daneben". Er fühle sich aber mit der Aktion nicht in seinem Glauben angegriffen, "dazu bin ich mir meines Glaubens viel zu sicher", sagte er dem epd. Der EKD-Medienbeauftragte Markus Bräuer sprach ebenfalls von einer Grenzverletzung. Die Entstellung des Gebets verletze die Gefühle vieler Christen und gehe zu weit, so Bräuer auf "Welt Online". (pro)

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