Islamisten inszenieren die Tötung und Entführung von Reportern immer häufiger zu Propagandazwecken. Dass die Pressefreiheit allerdings auch in Europa bedroht ist, zeigt die aktuelle Jahresbilanz von „Reporter ohne Grenzen“.
Jahresbilanz der „Reporter ohne Grenzen”: Für Journalisten ist die Ukraine eines der gefährlichsten Länder
„Die Zahl der getöteten Journalisten ist immer noch hoch, und wir erleben eine neue Qualität der Gewalt, die uns sehr erschreckt“, sagte der Geschäftsführer der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG), Christian Mihr, gegenüber der Tageszeitung Die Welt. „Neu ist, dass Journalisten gezielt entführt und die Geiselnahme und Tötung als Propaganda genutzt werden.“ Islamisten filmten die Gräueltaten und stellten die Videos ins Internet, um neue Anhänger zu rekrutieren. Der amerikanische Reporter James Foley, der im August dieses Jahres von der Terrorgruppe Islamischer Staat enthauptet wurde, sei das bekannteste Beispiel. In Syrien kamen dieses Jahr fünfzehn und im Irak vier Journalisten ums Leben, heißt es in dem Bericht. In den Palästinensergebieten waren es sieben.
Weltweit starben 66 Reporter während ihres Einsatzes. Das sind fünf weniger als im Vorjahr. Insgesamt ist die Anzahl der Übergriffe auf Journalisten gesunken. Wurden vergangenes Jahr 2.160 Journalisten angegriffen, waren es in diesem Jahr 1.846. Allerdings stieg die Zahl der Geiselnahmen. Bekannt sind ROG 119 Entführungen, 2013 waren es noch 87. Aktuell befinden rund 40 Berichterstatter in Geiselhaft. Im Gefängnis sind wegen ihrer Arbeit derzeit weltweit 178 Journalisten.
„Ukraine besonders schockierend“
Als besonders gefährlich stuft ROG die Arbeit – neben Syrien und dem Irak – in Libyen ein. Dort bekämpfen sich rivalisierende Gruppierungen. Ebenso heikel ist die Lage für Journalisten in der pakistanischen Provinz Belutschistan, im kolumbianischen Departamento de Antioquia und in der Ukraine. Sechs Journalisten starben in dem europäischen Land während der Kämpfe zwischen prorussischen Separatisten und dem Militär.
„Die Ukraine gehört zu den gefährlichsten Ländern für Journalisten – ein Land, das im Herzen Europas liegt. Das ist besonders schockierend“, sagt ROG-Geschäftsführer Mihr. Laut der Organisation berichteten mehrere Journalisten, dass sie von Separatisten gefoltert worden seien. Mehrere russische Reporter seien zudem an ukrainischen Checkpoints festgehalten oder gar verprügelt worden. ROG sind 47 Fälle bekannt.
ROG bilanziert: „Es geht den Tätern darum, unabhängige Berichterstattung zu verhindern und kritische Beobachter von außen abzuschrecken.“ Der Jahresbericht zur Pressefreiheit basiert laut der Organisation auf Zahlen, die sie durch die kontinuierliche Beobachtung von Übergriffen auf Journalisten weltweit zusammenträgt. (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.