Progressive Muslime formieren sich

Auf Initiative der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung haben Muslime, die sich nicht von den Islam-Verbänden vertreten sehen, ein eigenes Forum gegründet. Sie wollen eine „humanistisch orientierte“ Alternative im öffentlichen Dialog sein.
Von PRO
Mouhanad Khorchide ist das Gesicht des liberalen Islams in Deutschland. Er ist Teil des Initiativkreises eines Muslimischen Forums Deutschland
Die Mitglieder des Muslimischen Forums Deutschland betonen in ihrer Gründungserklärung, dass sie sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen wollen. Ihr Anliegen sei es, „der Mehrzahl der in Deutschland lebenden und bisher nicht vertretenen Muslime“ Gehör zu verschaffen. „Der Islam weist vielfältige theologische, kulturelle sowie strukturelle Ausprägungen auf, die von den bestehenden muslimischen Institutionen in Deutschland nicht in Gänze repräsentiert werden“, heißt es da. Vor allem im politischen Kontext gebe es neben den eher konservativen Verbänden wie der Ditib oder dem Zentralrat der Muslime in Deutschland bisher keinen Ansprechpartner. „Wir haben das Ziel, den humanistisch orientierten Muslimen eine Stimme zu verleihen“, erklären die Erstunterzeichner, zu denen prominente Stimmen gehören, etwa Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster oder Lamya Kaddor, Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes, der mehr Geschlechtergerechtigkeit in der islamischen Gesellschaft fordert und sich gegen Homophobie stark macht.

Humanistische Muslime?

Humanistisch wird hier nicht wie andernorts als antiklerikal verstanden, sondern soll unter anderem betonen, dass das Forum auf Basis der Menschenrechte agiert. Im Grundsatzpapier heißt es entsprechend: „Wir verurteilen entschieden jegliche Form der Diskriminierung, Hasspropaganda und menschenverachtenden Äußerungen, die sich gegen einen ‚Anderen‘ richten. Antimuslimische, antisemitische, rassistische, deutschenfeindliche und homophobe Stereotypen und andere menschenverachtende Hassideologien lehnen wir ab.“ Wie die Konrad-Adenauer-Stiftung mitteilt, gehören zu dem Forum Sunniten, Schiiten, Aleviten, Yeziden und sogar christliche Unterstützer. Es soll künftig unabhängig von der Stiftung agieren. Der religionskritische Humanistische Verband Deutschlands begrüßte die Gründung und stößt sich nicht an dem Begriff humanistischer Muslime. „Wir freuen uns, dass sich nun neben den existierenden und theologisch stark konservativen Verbänden ein Forum etabliert, an dessen Prägung durch moderne und aufgeklärte Glaubenshaltungen kein Zweifel besteht. Und wir hoffen, dass das Forum einem liberalen und freiheitlichen Islamverständnis dauerhaft die hörbare Stimme geben kann“, erklärte der Sprecher des Verbands, Arik Platzek, auf Anfrage von pro. (pro)
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