Programmierer nutzen die Heilige Schrift

Um die Sprache von Computern möglichst menschlich erscheinen zu lassen, benötigen die Entwickler eine große Bandbreite von Texten, die in verschiedenen Variationen erhältlich sind. Wissenschaftler haben dafür nun den perfekten Text gefunden: die Bibel.
Von Jörn Schumacher
Weil es die Bibel in so vielen unterschiedlichen Übersetzungen gibt, ist sie für Programmierer von Übersetzungssystemen interessant

Wenn Sprache natürlich klingen soll, muss sie möglichst nah am individuellen Sprachgebrauch des Nutzers sein. Deshalb versuchen Wissenschaftler, Computer mit einer möglichst großen Bandbreite an Texten zu füttern, damit diese je nach Situation die passenden Sätze heraussuchen. Die Bibel bietet sich dabei als perfekte Quelle an, fanden Forscher des Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire heraus.

Die Sprach-Maschine greift auf die unterschiedlichen Versionen des Bibeltextes zurück und verfeinert so ihre Fähigkeit, je nach Kontext die richtige Sprache einzusetzen. In der Vergangenheit wurden bereits die Texte von Shakespeare sowie Wikipedia-Einträge verwendet, doch die Forscher Keith Carlson, Allen Riddell und Daniel Rockmore erklären, dass diese Textsammlungen zu klein seien und zu wenig variabel im Inhalt. Die Bibel habe zudem den Vorteil, dass hier die Absätze einheitlich durchnummeriert und in allen Ausgaben über Buch-, Kapitel- und Vers-Angaben eindeutig zu adressieren sind.

An den Leser angepasste Sprache

Die Bibel ist das am häufigsten in die meisten Sprachen übersetzte schriftliche Werk der Welt. Doch auch in einzelnen Sprachen wiederum gibt es viele unterschiedliche Übersetzungen. Die deutsche Bibelgesellschaft zählt 35 deutsche Versionen. So sei etwa die Elberfelder Bibelübersetzung zwar wortgetreu, dadurch aber auch etwas umständlich und „holprig“. Die Einheitsübersetzung sei von einem „gehobenen Gegenwartsdeutsch“ geprägt, und die „BasisBibel“ zeichne sich durch einfache Gegenwartssprache und kurze Sätze aus und eigne sich besonders für junge Menschen.

Rockmore und seine Kollegen verwendeten 34 unterschiedliche englischsprachige Bibel-Übersetzungen. Die Hoffnung der Forscher ist, so ein Computersystem entwickeln zu können, das Texte für unterschiedliche Zielgruppen unterschiedlich übersetzt, etwa das Buch „Moby Dick“ für jugendliche nicht-englischsprachige Sprecher. Denkbar sind auch Navigationsgeräte oder Mobiltelefone, die passend zum Nutzer eine entsprechende Umgangssprache wählen.

Von: Jörn Schumacher

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