pro-Interview: Kauder und Steinmeier kämpfen um die Familie

Frank-Walter Steinmeier (SPD) hält das Betreuungsgeld für eine „Bildungs-, Familien- und integrationspolitische Katastrophe” und den Streit um die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare für überholt. Volker Kauder (CDU) lehnt die Homo-Ehe und ab und verspricht: Ein Adoptionsrecht für Schwule und Lesben ist mit der Union nicht zu machen. Das erklären die beiden Spitzenpolitiker und Kontrahenten im pro-Interview.

Von PRO

Der Wahlkampf ist für viele Christen vor allem ein Kampf um die Familie. Wird es bald das Adoptionsrecht für Homosexuelle geben? Was ist Ehe? Sollen Kinder künftig in Kitas betreut werden, oder doch lieber zu Hause? Diese Fragen hat pro den Fraktionschefs der größten deutschen Parteien gestellt – und Antworten bekommen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So erklärt Volker Kauder: „Die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften lehnen wir ab und davon weiche ich nicht ab.” SPD und Grüne versuchten, Lebenspartnerschaften in Ehen umzudeuten. Darin sieht er „eine ganz andere Qualität als Ehe und Lebenspartnerschaft nur steuerrechtlich gleichzustellen”. Auch ein volles Adoptionsrecht für homosexuelle Paare könne mit der Union „in keiner Koalition vereinbart werden”. Beim Adoptionsrecht dürfe es ausschließlich um das Kindeswohl gehen. „Nach den Erkenntnissen der analytischen Psychotherapie ist es für Kinder das Beste, wenn sie väterliches und mütterliches Prinzip erleben”, erklärte Kauder im Gespräch mit pro.

Steinmeier hält den Vorwurf der Umdeutung des Begriffs Ehe für überholt. Mit Bezug auf ein jüngstes Bundesverfassungsgerichtsurteil, nach dem Lebenspartnerschaften der Ehe steuerlich gleichgestellt sein müssen, erklärt er: „Da frage ich mich, ob wir uns nicht eine oberflächliche Auseinandersetzung leisten, die mit der rechtlichen und inhaltlichen Gleichstellung längst aufgehoben ist.” Außerdem nennt der ehemalige Kanzlerkandidat das von der Union eingeführte Betreuungsgeld eine „Bildungs-, Familien- und integrationspolitische Katastrophe”. „Wer den Eltern die Möglichkeit verweigert, Beruf und Familie zu vereinen, weil es nicht genügend Kita-Plätze gibt, der muss sich tatsächlich mit dem Vorwurf der Entmündigung auseinandersetzen”, wirft er der Regierung vor.

Steinmeier: Nicht von Evangelikalen abgeschottet

Beide sehen ihre Partei als eng verwurzelt mit dem Christentum. „
Wer in die 150-jährige Geschichte der Partei zurückschaut, kann die Wurzeln der Sozialdemokratie im Christentum nicht übersehen”, findet Steinmeier und erklärt: „Solidarität und Nächstenliebe – das sind die zentralen gemeinsamen Botschaften von Christentum und Sozialdemokratie, und die werden in der SPD gepflegt.” Kauder sieht das christliche Menschenbild als Richtschnur der Unions-Politik. „Wir sind keine Kirche. Wir machen keine christliche Politik, sondern eben Politik auf Grundlage des christlichen Menschenbildes. Aber Jesus Christus ist unser Maßstab”, sagt er.

Während Kauders enge Verbindungen zur Evangelischen Allianz in Deutschland bekannt sind, äußerte sich nun auch Steinmeier zu seinem Verhältnis zu den Evangelikalen: Er habe „weniger Kontakt” zu ihnen. „Aber das bedeutet nicht, dass ich mich da abgeschottet hätte. Ich treffe einige Evangelikale auf den evangelischen Kirchentagen. Mir erscheint dieser Weg glaubwürdiger und authentischer”, sagt Steinmeier und schießt damit auch gegen Kauder und Kanzlerin Angela Merkel, die zuletzt auf Veranstaltungen der Allianz aufgetreten waren: „Ich mag es nicht, wenn man in Wahljahren die Institution christlicher Gemeinschaften nutzt, um politische Flächengewinne zu erreichen.” Als Politiker und Christ empfinde er es als seine Aufgabe, in der evangelischen Kirche mitzuwirken: „Dafür zu sorgen, dass eine sich verändernde gesellschaftliche Realität auch Gegenstand innerkirchlicher Diskussion wird. Und gleichzeitig die Kirche aufzufordern, sich in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit und Glaubwürdigkeit in die Politik einzumischen.” (pro)

Lesen Sie die kompletten Interviews mit Frank-Walter Steinmeier und Volker Kauder im Christlichen Medienmagazin pro 4/2013. Kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/915151, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online.

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