Printmedien profitieren nicht von Katastrophen

Schlechte Nachrichten führen nicht immer zu einem größeren Interesse beim Publikum. Darauf hat die "Süddeutsche Zeitung" hingewiesen.
Von PRO

Trotz des großen Interesses an den Nachrichten über die Rebellionen in den arabischen Ländern sowie über den Tsunami in Japan und seine Folgen vermochten die überregionalen Tageszeitungen "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Süddeutsche Zeitung" sowie "Bild" dem Beitrag zufolge ihre Auflage in den Monaten des ersten Quartals kaum zu steigern. Auch "Nachrichtenmagazine wie ‚Focus‘ und ‚Spiegel‘ konnten, was den Verkauf anging, von den Katastrophenmeldungen nicht profitieren", so der Artikel. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF hätten zwischen Januar und März ebenfalls keine höheren Einschaltquoten als sonst verzeichnet.

Als Gewinner im Wettbewerb um die Publikumsgunst in den nachrichtlich turbulenten Monaten Anfang des Jahres stellt die "Süddeutsche Zeitung" die Nachrichtenkanäle n-tv und N24 heraus. Demnach erzielte n-tv, der Nachrichtensender der RTL-Gruppe, im März einen Marktanteil von 2,0 Prozent bei den 14-bis 49-Jährigen, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. N24 habe seinen Marktanteil von 1,1 Prozent und durchschnittlich 2,5 Millionen Zuschauern am Tag im März 2010 auf 2,0 Prozent Marktanteil und 3,32 Millionen Zuschauer täglich im März dieses Jahres gesteigert.

Kluft zwischen klassischen Medien und Internet

Die Analyse der "Süddeutschen Zeitung" offenbart außerdem einen deutlichen Unterschied zwischen den klassischen Medien und dem Internet. Während "Der Spiegel" mit 356.672 einzeln verkauften Exemplaren seiner Ausgabe zum Fukushima-Unglück deutlich unter der Vorwoche – 391.124 Einzelexemplare – gelegen habe, hätten die Besuche auf "Spiegel Online" in diesem März stark zugenommen: 189.822.460 Mal sei die Seite aufgerufen worden, im Vergleichsmonat 2010 128.117.433 Mal.

"Wir werden in Zukunft erleben, dass Medien, die solche Ereignisse live verfolgen können, außergewöhnlich davon profitieren werden. Ein Magazin wie ‚Der Spiegel‘ muss die Hintergründe liefern, Verborgenes zu Tage fördern, Zusammenhänge herstellen", wird der Chefredakteur des "Spiegels", Georg Mascolo, in dem Beitrag zitiert. Seiner Ansicht nach bräuchten Medien, die nicht durch zeitliche Nähe punkten können, andere Verkaufskriterien. Wie "Der Spiegel" das bewerkstelligt, wird für die "Süddeutsche Zeitung" an dessen Ausgabe 19/2011 deutlich: Der Titel habe versprochen, die "geheime Jagd auf Osama bin Laden" zu erzählen. Außerdem  sei das Heft statt wie üblich montags bereits am Samstag erschienen. Mit 415.448 Kioskverkäufen sei diese Nummer die erfolgreichste seit langem gewesen.

Inwiefern neben den "bad news" der Berichterstattung über die Unruhen in Nordafrika und die Katastrophe in Japan weitere Gründe für ein höheres Publikumsinteresse bei n-tv, N24 und "Spiegel Online" sorgten, lässt die "Süddeutsche Zeitung" offen. Gerade die gestiegenen Besucherzahlen von "Spiegel  Online", die in dem Beitrag mit denen des Vorjahres verglichen werden, ließen sich auch durch die wachsende Bedeutung des Internets generell und die Etablierung dieser Seite als eine der wichtigsten Online-Nachrichtenquellen erklären. (pro)

 

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