Presserat prüft Beschwerden wegen „Bild“-Bericht zu Corona

Nachdem Bild.de drei Wissenschaftler als „Die Lockdown-Macher“ in einer großen Überschrift betitelt hatte, regte sich Kritik. Nun beschäftigt sich der Presserat mit dem Fall.
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Der Deutsche Presserat prüft im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Corona-Maßnahmen derzeit 84 Beschwerden wegen des Berichtes „Die Lockdown-Macher“ auf der Onlineseite der „Bild“-Zeitung. Die Beschwerdeführer kritisierten, es werde der falsche Eindruck erweckt, „dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen
beschließen, für die aber die Politik verantwortlich ist“, teilte der Presserat am Dienstag in Berlin auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit. Dies schüre Verschwörungstheorien und sei zudem ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler.

„Wir prüfen derzeit, ob wir ein Verfahren gegen ‚bild.de‘ einleiten“, erklärte eine Sprecherin des Presserates. Dabei gehe es um die Frage, ob die Redaktion ihrer Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex nachgekommen ist und ob die Berichterstattung dem Wahrhaftigkeitsgebot nach Ziffer 1 des Pressekodex entspricht.

Die Berliner Humboldt Universität (HU) hatte am Montag mitgeteilt, dass sie beim Deutschen Presserat Beschwerde gegen den Beitrag in der „Bild“-Zeitung vom 4. Dezember eingereicht habe. Darin würden Wissenschaftler der HU, darunter der Physiker Dirk Brockmann, als „Lockdown-Macher“ bezeichnet. Den Lesern werde auf diese Weise suggeriert, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seien verantwortlich für Entscheidungen der Politik. Diese Art der journalistischen Darstellung sei in den Debatten um den Zusammenhalt der Gesellschaft in Pandemie-Zeiten gefährlich und verantwortungslos, hieß es weiter. Der Sprecher der „Bild“-Gruppe, Christian Senft, hatte dazu erklärt: „Wir können die Kritik verstehen und nehmen sie ernst. Wissenschaftler verdienen unseren Respekt.“

epd
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