Pressefreiheit weltweit: Nur sieben Länder sind „gut“

Journalisten können in vielen Ländern weltweit nicht frei arbeiten oder werden bedroht. Während das in Ländern wie Russland, China oder Mexiko keine Überraschung ist, zeigt sich: Auch in Europa ist nicht alles gut.
Von Swanhild Brenneke
Für Recherchen zu Themen wie Korruption, organisiertem Verbrechen und Umweltzerstörung riskieren Journalisten in einigen Ländern ihr Leben (Symbolfoto)

Um die Pressefreiheit ist es weltweit historisch schlecht bestellt. Das stellt „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) in der Rangliste für 2025 fest. In 90 von 180 beobachteten Ländern bewertet RSF die Situation für Medienschaffende mit „schwierig“ oder „sehr ernst“. In Norwegen, Estland und den Niederlanden ist die Situation für Journalisten am besten. Unter anderem, weil die Gesellschaften in diesen Ländern unabhängige Medien besonders wertschätzten. Deutschland ist einen Platz tiefer gerutscht als im vergangenen Jahr – auf Platz 11. Die Lage ist hier nur „befriedigend“. Am schlimmsten ist es für Medienschaffende in Eritrea (Platz 180), Nordkorea (Platz 179) und China (Platz 178). In China säßen mindestens 113 Medienschaffende in Haft, mehr als in jedem anderen Land, berichtet RSF.

Neben autoritären Regimes, die für fragile Sicherheitslagen in vielen Ländern verantwortlich sind, ist auch wirtschaftlicher Druck neuerdings ein Problem für Journalisten. Medienschaffende und Redaktionen in allen Teilen der Welt reiben sich zunehmend zwischen dem Streben nach redaktioneller Unabhängigkeit und ihrem wirtschaftlichen Überleben auf, stellt RSF fest. „Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge. Das wirkt sich auch auf ihre wirtschaftliche Überlebensfähigkeit aus. Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf?“, sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

Pressefreiheit weltweit Foto: Reporter ohne Grenzen
„Reporter ohne Grenzen“ bezeichnet die Lage der Pressefreiheit weltweit 2025 als „historisch schlecht“

In 160 von 180 beobachteten Ländern und Territorien schafften es Medien nur „mit Schwierigkeiten“ oder „überhaupt nicht“, stabil zu wirtschaften, berichtet RSF. In 46 Staaten konzentriere sich Medienbesitz in den Händen weniger Eigentümer. In Russland (Platz 171) werde die Medienlandschaft entweder vom Kreml oder von Kreml-nahen Oligarchen kontrolliert. In fast einem Drittel der Länder hätten Redaktionen im vergangenen Jahr aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen. Häufig sei der wirtschaftlichen Schieflage extremer Druck durch die Behörden vorausgegangen.

In Ländern wie Ungarn (Platz 68) mische sich der Staat auf andere Weise in die Medienarbeit ein: Dort würden Anzeigen in den Medienproduktionen, auf dessen Erlöse viele Medienhäuser angewiesen sind, aktiv zugeteilt oder entzogen.

Deutschland stehe mit Platz elf im weltweiten Vergleich zwar gut da. Aber auch hierzulande fänden sich Journalisten zunehmend in einem feindlichen Arbeitsumfeld wieder. Zum Beispiel, wenn sie sich mit rechtsextremen Milieus und im Umfeld der AfD bewegten. Journalisten hätten in diesem Zusammenhang von Bedrohungen, Beleidigungen und Angst vor körperlicher Gewalt berichtet. Auch die wirtschaftliche Lage der deutschen Medienhäuser hat sich nach Angaben von RSF verschlechtert.

Generell stellt RSF fest: Der Abstand zwischen der EU und dem Rest der Welt wird größer. In Europa können Medienschaffende am freiesten berichten. In den USA (Platz 57) seien Journalisten wachsendem Druck ausgesetzt. Die Trump-Regierung macht Medienleuten dort zu schaffen. Größter Absteiger ist zudem Argentinien (Platz 87, vormals Plat 66) in Südamerika, nachdem Präsident Javier Milei den öffentlichen Rundfunk zerschlagen, die staatliche Nachrichtenagentur Télam geschlossen und den Zugang zu öffentlichen Informationen eingeschränkt hat.

Mit Ausnahme von Kriegsgebieten ist Mexiko (Platz 127) für Journalisten weiterhin das gefährlichste Land. In keinem Land, außer dort, wo Krieg herrsche, würden mehr Medienschaffende ermordet, berichtet RSF.

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