Prediger wird britischer Handelsminister

Stephen Green ist nicht nur Präsident des viertgrößten Finanzinstituts der Welt, der HSBC-Bank, und angesehener Finanzexperte, sondern gläubiger Christ und Laienpriester der Anglikanischen Kirche von England. Der britische Premier David Cameron will ihn nun zum Handelsminister machen.

Von PRO

Im vergangenen Jahr erschien beim Finanzbuchverlag München auf Deutsch Greens Buch "Wahre Werte: Über Moral, Geld und die Zukunft". Darin fragt er aus christlicher Sicht nach den Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Für Green offenbart sich in der Finanzkrise ein kapitaler Vertrauensverlust, ausgelöst durch ein fehlendes moralisches Fundament. Er nennt als Ursachen Gier, Verantwortungslosigkeit und mangelnde Bodenhaftung. Seine Alternative heißt: eine "Kultur der Werte". "Die Wahrheit lautet, dass der Wert unserer Geschäfte von den Werten abhängt, mit denen wir unsere Geschäfte betreiben", so Green. Er propagiert einen "ethischen Kapitalismus", in dem Verantwortungsgefühl, Maß halten und Integrität vorherrschen.

Wie die "Financial Times Deutschland" berichtet, holt der britische Premier David Cameron den HSBC-Chairman in sein Kabinett. Anfang 2011 soll er Minister für Handel werden. "Es ist eine Ehre, diese neue Rolle in der Regierung Ihrer Majestät zu übernehmen", sagte der 62-Jährige laut einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung seiner Bank.

Green studierte am privaten "Lancing College" und an der University of Oxford. Er hat außerdem einen Master-Abschluss des Massachusetts Institute of Technology (MIT). 2010 erhielt Green die Ehrendoktorwürde der University of London. Green ließ sich auch in Hong Kong zum Laienpriester der Anglikanischen Kirche von England ausbilden. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Die HSBC-Bank ist die größte in Europa und erzielte im ersten Halbjahr 2010 einen Vorsteuergewinn von 11,1 Milliarden Dollar. Stephen Green ist fest mit der 1865 gegründeten altehrwürdigen "Hongkong and Shanghai Banking Corporation" (HSBC) verbunden. Seine Karriere begann der Brite beim britischen Entwicklungshilfeministerium, später arbeitete er für das Beratungsunternehmen McKinsey. 1982 ging er zu HSBC, wo er 1992 der Verantwortliche für das gesamte Unternehmensvermögen wurde. 1998 wurde er in den Vorstand der HSBC Holding berufen. Vier Jahre später übernahm Green zusätzlich die Verantwortung für das Unternehmenskundengeschäft der Gruppe. 2003 wurde er Vorstandsvorsitzender der HSBC-Gruppe, und im Jahr 2005 Vorsitzender des europäischen Zweigs der Gruppe. Im November 2005 wurde Green Vorsitzender der HSBC-Gruppe. Die HSBC kam, ebenso wie die Barclay Bank, ohne Staatshilfe durch die Krise.

Green ist außerdem Mitglied in Vorständen verschiedener Banken, etwa in Amerika, Mexico, Schweiz und Deutschland. Seit einem Jahr saß er zudem im BASF-Aufsichtsgremium. Er ist des Weiteren Vorsitzender der Britischen Bankenvereinigung, Mitglied eines Beratergremiums des britischen Premierministers und war für vier Jahre vom britischen Premierminister als einer der Treuhänder in den Vorstand des "British Museum" in London berufen worden. (pro)

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