Präses Schneider: Deutsche Soldaten nicht allein lassen

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, hat eine ernsthafte und ausführliche Diskussion über die Auslandseinsätze der Bundeswehr gefordert. In seiner Predigt im ZDF-Fernsehgottesdienst sprach er sich dafür aus, deutschen Soldatinnen und Soldaten mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Von PRO

"Es ist wichtig, dass die Menschen, die unser Land in einen solchen Einsatz schickt, nicht allein gelassen werden", sagte Schneider in seiner Predigt. Als Kirche und als Mitmenschen seien wir gefragt, den Soldatinnen und Soldaten zur Seite zu stehen, die mit belastenden Erfahrungen aus den Kriegs- und Krisengebieten zurückkehren, mahnte der EKD-Vorsitzende. Dabei gehe es manchmal nur darum, "das Naheliegende und Lebensdienliche zu tun", so wie der Engel im ersten Buch der Könige dem Propheten Elia Brot und Wasser reiche.

"Das bedeutet nicht", so der Ratsvorsitzende, "dass wir den Afghanistan-Einsatz in allen seinen Punkten gutheißen. Oder ihm damit gar eine Art kirchlichen Segen geben. Es geht uns um die Menschen, die am Hindukusch ihren schwierigen Dienst tun." Dies seien Menschen aus unseren Kirchengemeinden, die zu uns gehören. "Es ist richtig und wichtig, für sie zu beten. Und ihnen Seelsorger an die Seite zu stellen, die sie begleiten", so Schneider.

Der Gottesdienst wurde am Sonntagmorgen live aus der Abflughalle des Militärflughafens Köln-Wahn übertragen. Der Bundesminister für Verteidigung, Thomas de Maizière, las den Bibeltext aus 1. Könige 19.

"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein"

In seiner Predigt erinnerte der EKD-Präses an die Kriegs- und Menschenrechtsverletzungen im 2. Weltkrieg. Unter diesem Eindruck hätten viele Deutsche eine tiefe Zurückhaltung gegenüber militärischer Gewalt entwickelt. Die evangelische Kirche habe sich die theologische Erkenntnis des Ökumenischen Rates der Kirchen "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein" nachhaltig zu Eigen gemacht. "Zugleich erkennen Christenmenschen ganz nüchtern, dass es Situationen gibt, in denen wir nicht ohne Schuld bleiben können – was immer wir tun oder unterlassen. So ist es in Afghanistan und so ist es aktuell in Libyen, wo wir nicht eindeutig wissen, welches politische und militärische Verhalten den Frieden und die Gerechtigkeit unter den Menschen fördert."

Mitunter wünsche man sich Gott als eine Macht, die alle Widerstände hinwegfegt, "auch in unseren politischen Kämpfen gegen Terror und menschenverachtende Gewalt, um endlich der Gerechtigkeit und dem Frieden zum Durchbruch zu verhelfen." Doch Jesus Christus mahne uns: "Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen." (Matthäus 26,51). "Deshalb kann der Griff zum Schwert immer nur eine letzte und schuldhafte Option sein. Gottes Wort weist uns darauf hin, dass es nicht möglich ist, Krieg mit Krieg und Böses mit Bösem zu überwinden."

"Das Schlimmste sind die privaten Entbehrungen"

In dem Gottesdienst mit dem Militärpfarrer Ernst Raunig berichteten etliche Soldaten von ihren Erfahrungen bei Einsätzen in Afghanistan. Vor allem die privaten Entbehrungen seien das größte Problem von Soldaten im Einsatz, erklärte ein Hauptmann. "Die Trennung von der Familie, besonders von den Kindern, ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Und in keiner Vorausbildung zu erlernen!", so der Hauptmann. (pro)

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