Politikerin fordert Stopp des „Pennergames“

Das Internetspiel "Pennergame" solle verboten werden, fordert die Hamburger SPD-Politikerin Ksenija Bekeris. In dem kostenlosen, durch Werbung finanzierten Browserspiel schlüpft der Spieler in die Rolle eines Obdachlosen, der an Geld kommen muss. Hier werde die Würde von Menschen verletzt, so Bekeris, und damit verstoße die Webseite gegen das Grundgesetz.
Von PRO

Bekeris ist Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft. Aus Hamburg stammen auch die Programmierer, zwei 19-Jährige, die ihre Ausbildung für die Entwicklung des „Pennergames“ abgebrochen haben. Das vom Hamburger Unternehmen „Farbflut Entertainment“ betriebene Angebot zählt nach eigenen Angaben mit über 400.000 Spielern und über 20 Millionen Seitenzugriffen am Tag derzeit zu den erfolgreichsten Browserspielen in Deutschland. Während eines Probespieles des Technikportals „Golem.de“ waren auf der Webseite über 30.000 Spieler online.

Ziel des Spiels ist es, einem Obdachlosen vom Hamburger Hauptbahnhof zu Geld zu verhelfen. Der virtuelle „Penner“ erfüllt zahlreiche Klischees, die über Obdachlose verbreitet sind: Er kann weder lesen noch schreiben, sammelt Pfandflaschen, greift Mitmenschen an, überfällt sie und trickst sie aus. Der Spieler muss den Alkoholpegel seiner Spielfigur permanent hoch halten und versuchen, ihn zum „organisierten Bettel-Monopolisten“ zu machen. Auf der Webseite sind zahlreiche Werbepartner vertreten, darunter Autohersteller, Reiseanbieter, Banken und Versicherungen, die den Betreibern Geld einbringen.

„Armut und Obdachlosigkeit interessieren da überhaupt nicht“

Die Bürgerschaftsabgeordnete Bekeris prangert auf ihrer Homepage einen herablassenden, beleidigenden und im besten Fall gedankenlosen Umgang mit dem Thema Obdachlosigkeit an. „Die Betreiber von pennergame.de geben Klischees über obdachlose Menschen wieder, um mit ihrem Spiel Geld zu verdienen. Dabei interessieren die realen gesellschaftlichen Zusammenhänge von Reichtum, Armut und Obdachlosigkeit überhaupt nicht“, schreibt Bekeris.

Die Politikerin sieht in dem Spiel einen Verstoß gegen den ersten Artikel des Grundgesetzes, der die Würde des Menschen für unantastbar erklärt, und fordert die Betreiber auf, pennergame.de abzuschalten. In einer Schriftlichen Kleinen Anfrage fordert sie außerdem den Senat zu einer Stellungnahme auf.

Laut „Welt.de“ hat ein Sprecher von „Farbflut Entertainment“ angekündigt, Kontakt zu Bekeris aufzunehmen und für ein besseres Verständnis des Spiels zu werben. Man wisse, dass Obdachlosigkeit ein Problem sein und „ein heikles Thema“. Die Betreiber des Spiels sprechen von einem „Strategiespiel satirischer Art“.

Firmen-Sprecher Steffen Peuckert betonte laut „Spiegel Online“, ein Online-Spiel sei prinzipiell ungeeignet, gesellschaftliche Probleme realistisch darzustellen. Pennergame.de überspitze bewusst. Das Thema Armut beschäftige die Entwickler sehr wohl, und dies sei auch ein Grund für die Erfindung des Spiels gewesen. (PRO)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen