Politiker: Untauglich, weil Christ?

Weil Markus Hollemann einem Verein gegen Abtreibung angehört, wurde verhindert, dass er Umweltreferent der Stadt München wird. Exklusiv in pro erklärt er, sich wegen seines Glaubens diskriminiert zu fühlen.
Von PRO
Sein christlicher Glaube wurde dem Politiker Markus Hollemann zum Verhängnis
Markus Hollemann ist Bürgermeister von Denzlingen und Mitglied der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). Eigentlich sollte er am Mittwoch auf Wunsch der CSU Umweltreferent in München werden – bis bekannt wurde, dass Hollemann einem Verein für Lebensschutz angehört und einen Verein gegen Christenverfolgung unterstützte. Es folgte ein Shitstorm von SPD, Grünen und FDP, bei dem er in der Nähe von Pegida verortet wurde. Der ÖDP-Politiker zog daraufhin die Bewerbung um das Amt zurück.

pro: Herr Hollemann, weil Sie zwei christliche Vereine unterstützen, dürfen Sie nicht Umweltreferent werden. Das ist ein ungewöhnlicher Fall. Wie konnte das passieren?

Markus Hollemann: In der Münchener Medienlandschaft wurde der Vorwurf erhoben, dass ich nicht tragbar sei, weil ich „mit radikalen Abtreibungsgegnern sympathisiere“ und ein „fanatischer Christ“ wäre. Das passe angeblich nicht mit den Aufgaben als Umwelt- und Gesundheitsreferent zusammen, da ich in dem Amt auch für die Schwangerenkonfliktberatung verantwortlich gewesen wäre. Der mediale und persönliche Druck wurde schnell so groß, dass ich mich und meine Familie dem nicht weiter aussetzen wollte.

Sie unterstützen die Vereine „Lebensrecht für Alle“ (ALfA) und die „Christliche Menschenrechtsorganisation für Religionsfreiheit und Menschenwürde“ (CSI). Warum engagieren Sie sich dort?

Meine Frau und ich sind gläubige Christen, also ist uns der Lebensschutz sehr wichtig. ALfA setzt sich für Inklusion, gegen Euthanasie sowie für den Schutz allen Lebens ein. Wir wollten damit unsere Unterstützung für das Lebensrecht jedes einzelnen symbolisieren – egal, ob geboren, ungeboren, behindert, krank oder alt. Auf CSI bin ich durch einen Flyer aufmerksam geworden. Die Organisation unterstützt christliche Familien im Ausland, die bedroht werden und in einer Notfallsituation leben – beispielsweise eine Mutter mit ihren Kindern, nachdem der Vater von gewalttätigen Buddhisten ermordet wurde. Es ist für mich ganz normal, dass eine öffentliche Person auch Vereine unterstützt.

Sie haben inzwischen erklärt, keine Sympathie für „radikale Abtreibungsgegner“ zu haben. Wann ist denn ein Abtreibungsgegner in Ihren Augen radikal?

Das Wort „radikal“ wird in abwertender Weise und oft in Richtung Fanatismus verwendet. Damit sind hier wohl Menschen gemeint, die handgreiflich werden oder in penetranter oder diffamierender Art und Weise gegen Abtreibung eintreten. Damit habe ich nichts zu tun!

Sie sagen von sich aber auch, kein „dogmatischer“ Abtreibungsbefürworter zu sein. In welchem Fall soll denn eine Abtreibung erlaubt sein?

Ich finde, dass bei diesem Thema Dogmatismus unangebracht ist. Daher stehe ich zur gesetzlich geregelten Möglichkeit zur Schwangerschaftsberatung, um Frauen in schweren Notlagen beistehen zu können. Die Beratung muss ergebnisoffen und das Selbstbestimmungsrecht der Frau gewährleistet sein. Die vorhandenen Hilfen müssen ausgebaut werden.

Fühlen Sie sich wegen Ihres Glaubens diskriminiert?

Ja. Es macht mich sehr traurig, dass man gerade in Zeiten von „Je suis Charlie“ nicht mehr offen für den Lebensschutz eintreten darf, ohne Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Ich habe ein christliches Menschenbild und moderate politische Positionen. Und deswegen soll ich nicht Referent werden dürfen?

Können Christen in Deutschland ihren Glauben nicht mehr öffentlich bezeugen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen?

In meinem Fall macht es zumindest den Eindruck, dass bestimmte Positionen und Ämter mit Christen nicht mehr besetzt werden sollen. Das ist eine problematische Entwicklung, die vielen Bürgern Sorgen bereiten sollte. Ich bin dankbar für die vielen ermutigenden Zuschriften per E-Mail.

Werden Sie die „umstrittenen“ Vereine weiterhin unterstützen?

Ich werde mir Zeit nehmen, um alle meine Unterstützungen für Vereine kritisch zu überprüfen. Unter dem Druck der letzten Tage war eine sachliche Auseinandersetzung nicht möglich. Ich lehne extremistische und fundamentalistische Positionen grundsätzlich ab.

Herr Hollemann, vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Moritz Breckner. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/staatsanwaltschaft-will-predigt-nachlesen-90919/
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