Warum sind einige Politiker dagegen, dass Papst Benedikt XVI. vor dem Bundestag spricht? Der Psychiater und katholische Theologe Manfred Lütz sieht in einem Beitrag für das Magazin "Focus" den Protest als Schaden für das Ansehen Deutschlands in der Welt.
Von PRO
22. September 2011
Foto: Wikipedia/Stefan Flöper
Am heutigen Donnerstag spricht der Papst vor dem Bundestag. Doch einige Abgeordnete von SPD, der Linken und den Grünen wollen der Rede fern bleiben. "Bündnis 90/ Die Grünen" haben sogar erklärt, dass sie die frei gewordenen Plätze nicht durch andere Personen ersetzt sehen wollen. Ein Protest, der also vor den Fernsehkameras und Millionen Zuschauern in der Welt sichtbar wird.
Wie Odysseus einst vor den Sirenen verschlössen die Politiker ihre Ohren. Doch handele es sich hier nicht wie in der Sage um betörende schöne Sirenen, sondern um einen "alten Mann aus Rom", wundert sich Lütz. "Was genau flößt den Volksvertretern solche Furcht ein?", fragt der Psychiater, der unter anderem durch sein Buch "Gott" einem breiteren Publikum bekannt wurde.
"Sollte ein gestandener atheistischer SPD-Hinterbänkler nicht Manns genug sein, eine Rede des deutschen Papstes zu ertragen, ohne sich anschließend überstürzt taufen zu lassen?", fragt Lütz. "Auch wenn Jürgen Habermas, ein anderer berühmter Deutscher, der zufällig Atheist ist, im Bundestag reden würde, müsste man doch darauf hoffen dürfen, dass CDU-Bundestagsabgeordnete nicht serienweise vom Glauben abfallen."
Der Protest der Bundestagsabgeordneten könne dem Ruf Deutschlands in der Welt schaden, findet der Theologe. "Die Respektlosigkeit, mit der sich einige bisher unbekannte Bundestagsabgeordnete ins öffentliche Licht drängen, wird international als eine zunehmende Irrationalität der Deutschen wahrgenommen." Zudem sei der Papst auf Einladung des Bundestagspräsident gekommen, der alle Fraktionsvorstände zugestimmt hatten. "Selbst wenn man das unangemessen findet, ab jetzt geht es bloß noch um die Frage, ob sich deutsche Volksvertreter souverän benehmen können."
Lütz kritisiert zudem "Zerrbilder", die vom Papst im Umlauf seien. Die "absurde Karikatur vom ‚Panzerkardinal’" sei bereits nicht von eifernden Atheisten, sondern von "eifersüchtigen Kollegen" unter die Leute gebracht worden. "Das funktionierte so lange ganz gut, wie man ihn nicht im Original reden hörte." Als Joseph Ratzinger dann Papst geworden war, habe jeder selber sehen und hören können, "dass dieser Mann ein bescheidener, äußerst liebenswürdiger, nachdenklicher Mensch ist, einer der großen modernen Intellektuellen, der die Frankfurter Schule kennt, respektvoll und klug mit Jürgen Habermas auf Augenhöhe diskutiert, ein Mensch, dem Macht eine fremde Kategorie ist, der daher ungern Bischof und ungern Papst wurde, aber der im Papstamt Freude daran gefunden hat, den Menschen den christlichen Glauben auf eine berührende und respektvolle Weise näher zu bringen".
Manfred Lütz leitet als Chefarzt das Alexianer-Krankenhaus in Köln-Porz und ist Autor mehrerer Bestseller, darunter "Der Blockierte Riese. Psycho-Analyse der katholischen Kirche". Manfred Lütz ist Mitglied im Päpstlichen Laienrat. (pro)
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