Hähle warb in seinem Vortrag am Samstag im Rahmen des Kongresses „25 Jahre Friedliche Revolution“ für ein politisches Engagement: „Je weniger Christen mitwirken, desto geringer sind die Chancen, die eigene Meinung zu repräsentieren.“
Für die Oberen des SED-Regimes hätte „alles demokratisch aussehen müssen“, sagte Hähle. Sie hätten versucht, alles zu beschönigen oder zu verklären: „Dabei war das ganze Regime auf Lüge aufgebaut.“ Die Menschen mussten auf die Freiheit der Rede und des gedruckten Wortes verzichten. „Gott sei Dank“ habe die erste frei gewählte Volkskammer den Weg gewählt, zur BRD beizutreten. Die neu erworbene Ordnung der Freiheit sei ein Geschenk, das die Deutschen dankbar bewahren sollten.
Quelle zum christlichen Glauben pflegen
Zu dieser Freiheit gehöre auch die Bereitschaft des Einzelnen, Verantwortung zu übernehmen. „Freiheit ist eine dauerhafte Aufgabe.“ Die Friedliche Revolution wäre gescheitert, wenn sich nicht Zehntausende 1990 mit Herz und Verstand der neuen politischen Aufgabe zur Verfügung gestellt hätten. Leider werde ihnen in der Öffentlichkeit nicht der notwendige Respekt entgegengebracht.
Hähle plädierte dafür, die Ursprünge der politischen Kultur Europas besser zu pflegen. „Die stärkste Quelle dafür ist der christliche Glaube“, betonte der Vater von drei Kindern. Unter Christen herrsche oft die Ansicht, dass die Politik ein schmutziges Geschäft sei. Wenn sich Christen nicht engagierten, dann kämen diejenigen zum Zuge, „über die wir uns aufregen.“ Eine logische Schlussfolgerung könne es sein, sich in der Politik oder in einer Partei zu engagieren – und „nicht die Schlechteste“. Christen in der Politik seien keine weltfremden Spinner, sondern am Gemeinwohl interessierte bodenständige Menschen. Er wünschte sich, dass die Gemeinden Menschen aussenden, segnen und sie auf ihrem Weg in der Politik begleiten.
Hähles Fraktionssitzungen begannen mit dem Lesen der Losung
Fritz Hähle stammt aus der Nähe von Chemnitz. Der gelernte Ingenieur engagierte sich nach der Wiedervereinigung politisch in der CDU. Von 1994 bis 2008 stand er an der Spitze der CDU-Fraktion im sächsischen Landtag, von 1995 bis 2001 war er zugleich CDU-Landesvorsitzender. Als einziger Fraktionschef in einem deutschen Landtag begann er die Fraktionssitzungen mit dem Lesen der Losung. Aufgrund seines Engagements blieb in Sachsen als einzigem deutschen Bundesland der Buß- und Bettag als staatlicher Feiertag erhalten. Auch die Abtreibungspraxis in Deutschland kritisierte er immer wieder scharf. (pro)