Kauder zum 70.: „Christen müssen Demokraten sein“

Von seinen 70 Lebensjahren war er 13 Jahre an der Schaltzentrale der politischen Macht. Der frühere CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder blickt im Interview mit pro zurück, was die besonderen Momente seines Lebens waren und was er sich von Christen wünscht. Am 3. September hat er Geburtstag.
Von PRO
Volker Kauder, hier bei der Allianzkonferenz, feiert am 3. September seinen 70. Geburtstag

pro: Herr Kauder, Sie sind 1949 geboren. Im selben Jahr trat das Grundgesetz in Kraft und die CDU wurde gegründet. Von ihren 70 Lebensjahren waren Sie 13 Jahre CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Was war das Entscheidende für Sie?

Volker Kauder: Dass wir unser Land vorangebracht haben. Es geht den Menschen in diesem Land sehr gut, bei einigen Problemen, die wir trotzdem haben. In den unterschiedlichen Koalitionen, die wir hatten, konnten wir unsere Positionen durchsetzen.

Gab es ganz besondere Momente?

Ich war da zwar kein Fraktionsvorsitzender, aber ein herausragendes Ergebnis in meiner Zeit als Bundestagsabgeordneter war natürlich die Deutsche Einheit. Sie jährt sich ja dieses Jahr zum 30. Mal. Das war ein großer Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Wir sind bei der Aufgabe, die Einheit zu verwirklichen, aber noch nicht am Ende.

Wo sind die wichtigsten politischen Aufgaben der kommenden Jahre?

Der Zustand der neuen Länder vor den anstehenden Landtagswahlen bereitet mir Sorgen. Da müssen wir schauen, dass wir weiter erfolgreich an der Einheit arbeiten. So wie es im Augenblick in den neuen Ländern ist, kann es nicht bleiben. Wir haben auch die Aufgabe, Europa weiterzubringen. Wir sind in Europa aktuell nicht in einem guten Zustand. Die nationalen Interessen sind stärker ausgeprägt.

Was können wir in Deutschland tun, um die Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden?

Wir müssen uns die Sorgen der Menschen anhören und ernst nehmen. Wir müssen ihnen aber auch sagen, dass wir einen großen Respekt vor der Leistung haben, die sie vollbracht haben. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn sich die Westdeutschen so hätten anpassen müssen wie die Bewohner der neuen Bundesländer. Deswegen habe ich dafür großen Respekt. Es muss klar sein: Wir gehören zusammen und müssen miteinander den Weg in die Zukunft gehen.

Was können Christen darüber hinaus für die Gesellschaft tun?

Wir müssen als Christen aufrechte Demokraten sein. Wir dürfen uns nicht mit extremen Links- oder Rechtsbewegungen abgeben. Sie haben noch nie zum Erfolg geführt, wenn wir uns an die Geschichte erinnern, weder im Dritten Reich noch in der DDR. Da ist es Christen nie gut gegangen. Das sollten wir uns auch merken. Die Demokratie ist unsere Heimat.

Sie sind seit Jahren ein treuer Besucher der Allianzkonferenz im thüringischen Bad Blankenburg. Was spricht Sie besonders an?

Die Glaubenskraft, die hier deutlich wird. Sie ist nicht mehr selbstverständlich für unser Land. Die Glaubenskraft, die Überzeugung und das Vertrauen erlebe ich übrigens auch, wenn ich mit verfolgten Christen zusammenkomme. Ich bin dankbar, dass es so etwas in unserer heutigen Zeit noch gibt.

Das Thema der diesjährigen Konferenz war „hoch und heilig“. Was ist Ihnen in Ihrem Leben heilig?

Heilig ist nach meiner und der evangelischen Auffassung Jesus Christus und Gott allein. Dem sollten wir uns auch verpflichtet fühlen. Heilig sind uns nicht irgendwelche Gegenstände aus unserem täglichen Leben. Heilig ist uns unser Glaube.

Sie feiern dieses Jahr Ihren 70. Geburtstag. Was wünschen Sie sich?

Ich feiere den 70. Geburtstag mit großer Dankbarkeit. Mir ist es in meinem Leben gut gegangen. Ich habe eine politische Aufgabe erreicht und 13 Jahre durchführen dürfen, die mir große Freude und Gestaltungskraft gegeben hat. Das war mir nicht von Anfang an an der Wiege gesungen. Es bleibt Dankbarkeit. In den 30 Jahren im Deutschen Bundestag habe ich in schwierigen Situationen immer wieder gespürt, wie befreiend es ist, zu wissen, fest in Gottes Hand zu sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellten Johannes Blöcher-Weil und Uwe Heimowski. Uwe Heimowski ist Politik-Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz und Vorstandsmitglied der Christlichen Medieninitiative pro.

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