Republikaner: Wut-Rhetorik zerfrisst christlich-jüdisches Fundament

US-Präsident Donald Trump hatte via Twitter mehrere Demokratinnen aufgefordert, dorthin zurückzugehen, „wo sie herkamen“. Ein Parteikollege widerspricht nun dem obersten Mann in den USA mit einer christlichen Begründung.
Von PRO
Republikaner John Kasich bietet Trump Paroli (Archivbild)

Der Republikaner und ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Ohio, John Kasich, weist aktuelle Äußerungen von Donald Trump über „progressive“ weibliche Kongressmitglieder, die ursprüglich aus anderen Ländern seien, entschieden zurück. Der US-Präsident hatte in einer Reihe von Tweets mehreren Politikerinnen vorgeworfen, den „Bürgern der Vereinigten Staaten, der größten und mächtigsten Nation der Erde, bösartig zu erzählen, wie unsere Regierung geführt werden muss“. Die Frauen stammten laut Trump „aus Ländern, deren Regierungen eine völlige und totale Katastrophe, die schlechtesten, korruptesten und unfähigsten in der Welt“ seien.

Weiter wollte der US-Präsident wissen: „Warum gehen sie nicht zurück und helfen dabei, die völlig zerrütteten und von Verbrechen durchsetzten Orte, von denen sie herkamen, wieder aufzubauen?“ Dann könnten sie wiederkehren und zeigen, wie sie das geschafft haben. Die Orte bräuchten dringend Hilfe, twitterte Trump und ergänzte, dass die Frauen „nicht schnell genug dahin gehen können“.

Parteikollege Kasich kritisierte die Aussagen Trumps und berief sich auf Twitter auch auf jüdisch-christliche Wurzeln der USA: „Amerikas Fundament hat eine jüdische und christliche Tradition, die besagt, wir müssen realisieren, dass wir alle Brüder und Schwestern sind. Die Rhetorik, wie die des Präsidenten, arbeitet gegen das Fundament unseres Landes und gegen all das, was wir unsere Kinder lehren.“

In einem Interview von CNN erklärte Kasich, dass die christlich-jüdische Moral besage: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. „Diese Art von Teilung – ,Geh dorthin zurück, wo du herkommst‘ – […] diese Art von Wut beginnt, das Fundament von dem zu zerfressen, worum es in Amerika geht.“ Und weiter sagte er: „Jedes Mal, wenn wir diese Art von Rhetorik zulassen, […] verlieren wir ein kleines Stück unserer Seele.“

„Wir werden immun gegen das Gesagte“

Er wünsche sich von Priestern und Pastoren, dass sie sich gegen diese Art von Äußerungen aussprechen und nicht nur in der Kirche Nächstenliebe predigen. „Was bringt es uns, wenn wir mehr Geld in der Tasche haben, aber dabei unsere Seele verlieren?“, fragte er. Es gehe dem Politiker nicht um die republikanische Partei, der er angehöre. „Es geht um mein Land, um meine Kultur, es geht um meine Familie, auch geht es um die nächste Generation.“ Er bedauere es, dass sich keine Menschenmassen gegen solche Rhetorik oder den Umgang mit Kindern in Auffanglagern an der amerikanisch-mexikanischen Grenze äußerten. Diese Dinge „teilen das Land“. „Eine Sache führt zur nächsten. Es begann in Charlottesville und diese Art von Äußerungen wird immer mehr akzeptiert. Wir werden immun gegen und taub für das, was gesagt wird.“

Trump richtete seine Tweets an „progressive demokratische Kongressabgeordnete“. Auch wenn keine Politikerin direkt angesprochen wurde, seien die Botschaften auf Demokratinnen wie Alexandria Ocasio-Cortez, Ilhan Omar, Rashida Tlaib und Ayanna Pressley gemünzt, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Die Frauen sind in den USA und in Puerto Rico, einem Außengebiet der USA, geboren. Nur Omar kam als Flüchtling in die Vereinigten Staaten, zuvor floh sie als Kind aus Somalia. Die Demokratinnen reagierten auch auf Twitter auf die Anfeindungen.

Trump schrieb zudem auf dem Kurznachrichtendienst, dass die Politikerinnen „über Israelis redeten, als wären sie ein Haufen Verbrecher und keine Opfer der gesamten Region“. Er bezeichnete die Demokratinnen als „antisemitisch“ und „anti-amerikanisch“. Die Demokratin Omar hatte in der Vergangenheit über den jüdischen Staat getwittert: „Israel hat die Welt hypnotisiert, möge Allah die Menschen aufrütteln und ihnen helfen, die bösen Taten Israels zu sehen.“ Tlaib äußerte sich in ihrer Dankesrede nach ihrer Wahl in den Kongress zum jüdischen Staat: Ihre Familie im Westjordanland habe sich so viele Jahre „entmenschlicht“ gefühlt. Umso stolzer, betonte Tlaib, sei sie nun auf ihren Sieg. Diesen feierte sie nicht mit einer amerikanischen, sondern mit einer palästinensischen Fahne.

Von: Martina Blatt

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