Beer verteidigt Neuregelung des Paragrafen 219a

FDP-Generalsekretärin Nicola Beer hat sich bei einer Abendveranstaltung der Deutschen Evangelischen Allianz für eine Neuregelung des Werbeverbots bei Abtreibungen stark gemacht. In Berlin sprach sie auch über ihren evangelischen Glauben.
Von Anna Lutz
Nicola Beer hat bei der Deutschen Evangelischen Allianz offen über ihren Glauben gesprochen

Als Christin und Politikerin beschäftigten sie besonders die Wertedebatten im Deutschen Bundestag, etwa über Beschneidung, Sterbehilfe oder jetzt das Werbeverbot für Abtreibungen, sagte Nicola Beer bei einer Veranstaltung der Deutschen Evangelischen Allianz am Dienstag in Berlin. Sie selbst habe sehr stark auf den jetzigen Gesetzesentwurf ihrer Fraktion gedrängt, der eine Neuregelung des Werbeverbots fordert. Beer hält es für wichtig, dass Frauen die Möglichkeit haben, auch online Informationen über Schwangerschaftsabbrüche zu erhalten. Sie sei aber strikt gegen Werbung für den Eingriff. Niemand in ihrer Partei habe das Werbeverbot in der jetzigen Form beibehalten wollen. „In der Diskussion stört mich unfassbar, dass hier die Abtreibungsdebatte neu aufgemacht wird“, sagte Beer.

Im Rahmen einer breiten Debatte über die Abschaffung des Werbeverbots im Deutschen Bundestag hatte die FPD-Fraktion einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der den entsprechenden Paragrafen 219a beibehält. Er soll aber so verändert werden, dass nur noch Werbung unter Strafe steht, die „in grob anstößiger Weise erfolgt“. Damit geht die FDP als einzige Fraktion einen Mittelweg zwischen Status quo und Abschaffung.

Nicht zu politisch predigen

„Ich glaube“, sagte die FDP-Generalsekretärin. Diese zwei Worte beschrieben ihr Verhältnis zu Gott am besten. Sie nehme sich bewusst Zeit für das Gebet, besonders gemeinsam mit ihrem Mann. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag ist ihr wichtig, aber auch die „kleinen Momente zwischendurch“.

„Ich habe immer Probleme mit der Organisation Kirche gehabt, aber mir ist der Inhalt stets wichtig gewesen“, erklärte sie im Gespräch mit dem Beauftragten der Allianz in Berlin, Uwe Heimowski. „Wir tun gut daran, wieder über Glauben zu reden und nicht nur über das daraus abgeleitete politische Engagement“, sagte sie und bezog sich damit kritisch auf Predigten und Äußerungen von Pfarrern, die sie in der Vergangenheit gehört habe. Zu welcher politischen Überzeugung jeder einzelne aufgrund seines Glaubens komme, sei jedem selbst überlassen. „Ich finde es aber auch wichtig, dass man sich auf Basis seiner Glaubensentscheidung in die Politik einmischt“, sagte Beer.

Beer stört sich an der AfD

Beer ist seit der Bundestagswahl 2017 erstmals als Abgeordnete im Parlament. „Es ist extrem kurzatmig“, sagte sie über die Bundespolitik. Langfristige Perspektiven und Strategien zählten kaum, dafür kurze Schlagzeilen umso mehr. Doch das ist nicht das einzige, was sie stört. Die FDP ist direkter Sitznachbar der AfD im Bundestag. „Die Aggressivität, die die AfD dort hineinbringt“, sei zuweilen schwer erträglich. Sie erlebe Zwischenrufe, die sie „schaudern“ ließen. Dass im Bundestag regelmäßig „Nazivokabular“ gebraucht werde, habe sie vorher nicht für möglich gehalten.

Über ihren christlichen Werdegang sagte Beer, der Glaube sei zuhause präsent gewesen: „Nie aufdringlich, aber ein wichtiger Faktor der Wertegrundlage“. Sie habe eine Zeit lang sogar überlegt, Religion im Abitur als Leistungsfach zu nehmen. „Ich war eine der wenigen, die das Fach überhaupt noch belegt hatten“, erinnerte sie sich. Es habe sie immer interessiert, wie der Glaube das Leben beeinflusst.

Einen Shitstorm habe sie erlebt, als sie ihren Glauben anlässlich eines Besuchs beim Kirchentag öffentlich machte. Viele seien der Meinung gewesen, dass sie als FDP-Politikerin nicht einer bestimmten Religion anhängen sollte. „Aber wenn jemand mich wählt, dann muss er wissen, dass das dazugehört“, sagte sie. Die FDP plädiere zwar für eine klare Trennung von Kirche und Staat. Dennoch beheimate sie viele engagierte Christen, in Zahlen gemessen sogar mehr als andere Fraktionen im Bundestag. „Die tragen das nicht wie eine Monstranz vor sich her, aber es fließt in ihre Entscheidungen mit ein“, sagte sie.

Von: Anna Lutz

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