Muslime können es der AfD nicht recht machen

Arthur Wagner ist AfD-Politiker und nennt sich Ahmad, seit er zum Islam übergetreten ist. Zahlreiche Parteikameraden wollen ihn am liebsten loswerden. Der Fall zeigt: Die AfD ist nicht nur islamkritisch, sondern islamfeindlich. Ein Kommentar von Nicolai Franz
Von Nicolai Franz
AfD-Politiker Arthur Wagner nennt sich jetzt Ahmad

Eigentlich war der brandenburgische AfD-Politiker Arthur Wagner evangelischer Christ. Er engagierte sich sogar im Arbeitskreis „Christen in der AfD“, deren Vorsitzende erst im Herbst 2017 die Partei verließ. In seiner Gemeinde war er im Kirchenrat aktiv, wie Focus Online berichtet. In Brandenburg gehörte er dem Landesvorstand an. Außerdem war er Vizevorsitzender seines Kreisverbandes.

2017 dann die Wende: Wagner konvertierte zum Islam. Vor allem der homosexuellenfreundliche Kurs seiner Kirche habe ihn zunehmend verstört: „Ihre Haltung zur AfD, die ‚Ehe für alle‘ – und die Teilnahme am Christopher Street Day in Berlin, mit Kindern. Das geht doch nicht!“, zitiert ihn Focus Online. Seine Ämter legte er nieder.

Auf einer Pressekonferenz erklärte Wagner, warum er in der Partei bleiben wolle. Zu Beginn sprach er das islamische Glaubensbekenntnis. Trotzdem wolle er der AfD treu bleiben und Brücken bauen zwischen Nationalkonservativen und Muslimen.

Wie passt das zu einer Partei, die mit Sprüchen wie „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ um Wähler warb? AfD-Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel forderte gar, Muslimverbände sollten einen Eid auf die Verfassung schwören – als ob das Grundgesetz nur für die gelte, die sich vorher feierlich dazu bekennen.

„Viele Mitglieder erwarten nun auch Wagners Parteiaustritt“

Wagner ist so gesehen ein Muslim, wie ihn sich die AfD wünscht. Er bekennt sich voll zu den politischen Forderungen der AfD – und sorgt sich um sein Land: „Wenn wir diese deutsche Seele, das Deutschtum nicht beschützen in den kommenden Jahren, dann ist das Ding weg, dann ist Deutschland weg“, sagte er laut Tagesspiegel.

Und doch scheinen selbst solche Beteuerungen für Wagners Parteikameraden nicht genug zu sein. Sein AfD-Kreisvorsitzender Kai Berger legte ihm umgehend nahe, nach dem Christentum nun auch der AfD den Rücken zu kehren: „Viele Mitglieder erwarten nun auch Wagners Parteiaustritt“, schreibt er auf der Homepage des AfD-Kreisverbandes Havelland, „aber wir werden keinen Druck auf ihn ausüben“. Bloß: Was ist eine solche Verlautbarung anderes als Druck? Muslime scheinen es der AfD nicht recht machen zu können.

Berger ist die Posse sichtlich unangenehm. Jetzt sei sogar die AfD vor der überall um sich greifenden Islamisierung nicht verschont geblieben. „Wenn Die (sic) anderen Parteien und die Medien uns nun mit billigem Spott übergießen, weil uns dies widerfahren ist, so sehen sie nicht das Wesentliche, nämlich wie sehr unsere Vorhersagen richtig sind, wie der Einfluss des Islam immer weiter wächst.“

Parteien sind keine Kirchen

Der religionspolitische Sprecher der AfD, Volker Münz, erklärte in einer E-Mail an die pro-Redaktion, in der AfD herrsche völliges Unverständnis darüber, wie man als Christ zum Islam konvertieren könne. Er sehe unter AfD-Anhängern nur „Kopfschütteln“.

Natürlich sind Parteien Interessen-, aber ganz sicher keine Religionsgemeinschaften. So können sich auch in der Christlich-Demokratischen Union (CDU) Muslime engagieren, solange sie deren Wertebasis teilen. Zwar können die Parteien laut Parteiengesetz frei über die Aufnahme ihrer Mitglieder entscheiden. Sie sind bei Ausschlussverfahren jedoch an ihre eigene Satzung gebunden. Die AfD-Bundessatzung fordert, dass potenzielle Mitglieder die „politischen Grundsätze und die Satzung der Partei“ anerkennen. Von Religion ist dort keine Rede.

Die mehr oder weniger offenen Rücktrittsforderungen in Richtung Wagners deuten darauf hin, dass die Partei weiter ist, als ihre Satzung vermuten lässt: Sie ist nicht nur islamkritisch, sondern islamfeindlich.

Von: Nicolai Franz

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