Neue SPD-Fraktionschefin will Jesus nachfolgen

Andrea Nahles wurde am Mittwoch zur Fraktionsführerin der SPD im Bundestag gewählt. Die 47-jährige Katholikin gilt als fromm und spricht gerne öffentlich über ihren Glauben.
Von Anna Lutz
Andrea Nahles ist Arbeits- und Sozialministerin im Kabinett Merkel III, war zuvor Generalsekretärin und stellvertretende Parteivorsitzende der SPD. Nun soll sie die sozialdemokratische Fraktion im Bundestag anführen.

„Frau, gläubig, links“ – so beschrieb sich Andrea Nahles 2009 im Titel ihres Buches. Gläubig und links sei sie – in dieser Reihenfolge, und danach habe sie auch ihr parteiliches Engagement ausgerichtet. „Ich entschied mich für die Partei, bei der ich die größte Schnittmenge im Hinblick auf mein Wertesystem sah. Das war die SPD – eine christliche Grundhaltung führt schließlich keineswegs dazu, dass man sich bei der CDU verorten muss“, schrieb Nahles damals.

„Ich denke sozial, bin links – und trotzdem musste ich feststellen, dass es einen Bereich des Politischen gibt, in dem es nicht möglich ist, mein Denken mit der Mehrheitsmeinung in meiner Partei in Einklang zu bringen“, schrieb sie mit Blick auf den Mai 2009. Damals setzte sich die SPD-Politikerin für eine Gesetzesinitiative zur verpflichtenden Beratung von Schwangeren, deren Kind als schwerbehindert diagnostiziert wird, ein. Bevor eine Abtreibung überhaupt gestattet wäre, hätten sich die werdenden Mütter in psychosoziale Betreuung begeben müssen. Nach der Beratung erst sollten sie die Entscheidung für oder wider Geburt treffen dürfen. Zudem wollte Nahles eine verpflichtende Drei-Tages-Frist zwischen Diagnose und Spätabtreibung einführen. „Das sorgte für Aufregung“, blickt Nahles zurück. Ihr Verhalten entsprach wohl nicht dem, was viele als „typisch links“ verbuchen.

„Mit keiner Person in der Geschichte habe ich mich so intensiv auseinandergesetzt wie mit Jesus Christus“, schrieb Nahles. Ihre Suche nach dem Sinn des Lebens habe sie immer wieder zu Gott geführt. „Es ist nicht leicht, Christus nachzufolgen, er ist kompromisslos anspruchsvoll. Und er ist radikal, was die Frage der Gerechtigkeit angeht.“

„An jedem Ort der Welt kann ich beten“

2012 nahm Nahles an den „Tagen der Begegnung“ teil, eine christliche Dialogreihe mit Politikern des Deutschen Bundestages. „An jedem Ort dieser Welt kann ich beten und lesen. Das sind für mich zwei wichtige Ankerpunkte“, erklärte sie vor den Besuchern. Zwei Mal im Jahr treffe sie sich mit einer ökumenischen Gruppe, die von einem ehemaligen Religionslehrer geleitet werde. Eines dieser Treffen finde in einem Kloster in der Nähe von Bitburg statt. Diese Gruppe beeinflusse sie: „Karriere und Erfolg machen allein nicht glücklich“, sagte die Politikerin.

2012 sagte Nahles, dass sie bei schweren Entscheidungen im Parlament auch mal für die Opposition bete, schließlich „müssen die Entscheidungen für Deutschland gelingen“. In der kommenden Legislaturperiode wird sie die Opposition nun führen. (pro)

Von: al/mab/mb

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