Kauder: Geleitet von christlichem Menschenbild

Inwieweit ist das "C" im Namen der Unionsparteien CDU und CSU gerechtfertigt, und wie steht es um deren Verhältnis zu den Kirchen? Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nimmt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) Stellung zu dieser langwährenden, aber aktuellen Debatte.
Von PRO

„Eine christlich-demokratische Partei ist weder eine Partei der Kirchen noch der Christen“, tritt Kauder gleich zu Beginn dem häufigen Missverständnis bezüglich dessen entgegen, worin denn nun das Wesen der politischen Strömung einer christlich-demokratischen Partei liege. Nicht die Bibel gebe der Partei politische Handlungsanweisungen, sondern das christliche Menschenbild. Ein Menschenbild, das von Gottesähnlichkeit, Menschenwürde und Freiheit geprägt ist. „In diesem Menschenbild verbindet sich der liberale Glaube an die Freiheitsbefähigung des Menschen mit einer Skepsis gegenüber dem grenzenlosen Optimismus, dass der Mensch seine Freiheit immer zum Wohle aller gebrauchen wird“, schreibt der Fraktionsvorsitzende in seinem Artikel.

An diesem Menschenbild orientiere sich die Politik der Unionsparteien“. Zunächst einmal muss eine am christlichen Menschenbild orientierte Politik den Rahmen schaffen, der ein würdevolles Leben in Freiheit ermöglicht, ohne diese Freiheit absolut zu setzen“, erläutert Kauder. Somit sei die oberste Aufgabe der christlich-demokratischen Politik die Herstellung und Bewahrung der Subsidiarität und Solidarität einer Gesellschaft.

Arbeitsmarkt, Familie und Bildung als zentrale Anliegen

Zentrale Punkte der politischen Aufgaben bestünden somit beispielsweise in der Belebung des Arbeitsmarktes, da Arbeit die Voraussetzung für ein Leben in Unabhängigkeit sei. Eine entscheidende Rolle im Parteiprogramm spiele auch die „Befähigung zur eigenverantwortlichen Lebensgestaltung“ durch Bildung. „Deshalb finden wir uns nicht damit ab, dass die Bildungschancen in hohem Maße vom sozialen Umfeld bestimmt werden. Wir müssen alles daransetzen, die Durchlässigkeit des Bildungssystems zu erhöhen“, so Kauder.

Der „Schutz der Familie“ sei ein weiterer Baustein der christlich-demokratischen Politik. Keine Institution vermittle besser die „Notwendigkeit von gegenseitigem Respekt, Rücksichtnahme und Verantwortung“. Die eheliche Gemeinschaft sei trotz allen Respekts gegenüber anderen Lebensentwürfen das stabilste Fundament menschlicher Gemeinschaft. Vor diesem Hintergrund sei der Schutz der Familie vornehmste Pflicht christlich-demokratischer Familienpolitik. Hierzu gehöre unter anderem die Erweiterung der Möglichkeiten für Väter und Mütter in Bezug auf Kinderbetreuung unter strikter Wahrung der staatlichen Neutralität gegenüber ihrer individuellen Entscheidung.

Genau betrachtet bestimme das christliche Menschenbild auch die außenpolitischen Handlungsweisen, auch wenn die Idee der unveräußerlichen Menschenrechte sich heute weitgehend säkularisiert und von den religiösen Wurzeln losgelöst habe. „Fehlt der unerschütterliche Glaube an die universale Geltung der Menschenrechte, dann fehlt auch eine verlässliche Richtschnur für außenpolitisches Handeln.“ Allerdings ergäben sich selten konkrete Lösungen in politischen Sachfragen.

Dialog zwischen Kirche und CDU/CSU wichtig

„Der Dialog mit den Kirchen hat für die Unionsparteien große Bedeutung“, beteuert Kauder. Auf Initiative der Kirchen setze sich die Partei unter anderem für das Schicksal verfolgter Christen im Irak ein, während andere schwiegen. Bis heute seien die beiden großen Kirchen wichtige Partner, deren Position jedoch auch bei vielen gesellschaftspolitischen Themen oft weit auseinander ginge. „So wie die Kirchen auf der Grundlage des Glaubens ihre Standpunkte formulieren, so entwickelt die Union auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes ihre politischen Antworten“, erläutert Kader. Die Meinung der Kirchen habe bei Entscheidungsfindungen großes Gewicht, wenn auch manches Ergebnis von der Haltung der Kirchen abweiche.

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