Merkel eröffnet „Wichernjahr“ der Diakonie

In Berlin hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag das "Wichernjahr 2008" eröffnet. Die Evangelische Kirche erinnert damit an den 200. Geburtstag des Gründervaters der Diakonie, Johann Hinrich Wichern. Die Kanzlerin betonte in ihrer Rede, dass die Bildung junger Menschen, Wertevermittlung und soziale Gerechtigkeit zusammengehörten.
Von PRO

Der offizielle Auftakt zum Wichernjahr 2008 fand auf dem Jahresempfang der Diakonie statt. Merkel erinnerte daran, dass der Sozialpionier Wichern nicht nur Theologe sondern auch Pädagoge gewesen sei. „Von seinem Umgang mit schwierigen Jugendlichen können wir heute noch lernen“, sagte sie in der Berliner Elisabethkirche.

Wichern hatte 1833 als junger Sonntagschullehrer ein Heim für Jugendliche in einem Armenviertel in Hamburg gegründet. Anders als viele seiner Zeitgenossen setzte Wichern in seinem „Rauhen Haus“ nicht auf Straferziehung, sondern auf individuelle Förderung in familienähnlichen Gemeinschaften. Der Erfolg habe Wichern Recht gegeben, sagte Merkel. Noch heute profitiere die moderne Pädagogik von seinen Ideen und Prinzipien. Die Evangelische Stiftung „Das Rauhe Haus“ betreut heute mehr als 1.300 Kinder und Jugendliche. Zudem bietet sie über 2.000 Schüler und Studenten eine Ausbildung.

„Bildung ist die beste Sozialpolitik“

Mit Blick auf die aktuelle Debatte um benachteiligte Jugendliche sagte Merkel, dass Bildung der „Schlüssel zum sozialen Aufstieg“ sei. Alle Kinder und Jugendlichen müssten, gleich welcher Herkunft, die besten Chancen auf Bildung in Schule, Beruf oder Hochschule erhalten. Das gelte besonders für junge Menschen aus Migrantenfamilien. Zu einer modernen Bildungspolitik gehört nach Merkels Überzeugung auch die Vermittlung von Werten.

Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik würdigte Wichern als „Pionier der Zivilgesellschaft“. Er habe „bürgerschaftlichem Engagement“ entscheidend den Weg gebahnt.“Christliche Gemeinde ist dabei keineswegs auf bestimmte kirchliche Strukturen festgelegt“, so Kottnik, „sie geschieht in Selbstorganisation, in freien Vereinen und ‚Assoziationen‘, wie Wichern sagte. Wir würden heute sagen: in Selbsthilfegruppen und sozialen Initiativen.“

„Zusammenklang von Glaube und Liebe“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, nannte Wichern einen „Unternehmer aus christlichem Glauben“. Der Theologe habe in der Diakonie die „Signatur der Christenheit“ gesehen, das Zeichen also, an dem sich der christliche Glaube erkennen lasse. Huber rief die diakonischen Werke und Einrichtungen auf, ihr christliches Profil zu schärfen: „Wir brauchen noch etwas anderes als gute Gesetze und professionelle Dienstleistungen. Wir brauchen den Zusammenklang von Glaube und Liebe“.

Das Diakonische Werk ist der Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche in Deutschland.  Bundesweit sind rund 430.000 Beschäftige in Kindergärten, Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen, Pflegediensten und Beratungsstellen tätig. Weitere 400.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich für den Wohlfahrtsverband.

Wichern-Jahr: Festakte, Jugendwettbewerb, Sonder-Briefmarke

Bis zum Jahresende soll bundesweit mit Veranstaltungen und Festen an den Pionier der evangelischen Sozialarbeit erinnert werden. Am Vorabend von Wicherns 200. Geburtstag, am 20. April, ist ein Festgottesdienst in Hamburg geplant. Die Preisverleihung für den Jugendwettbewerb „Wie sozial bist du?“ wird im Juni stattfinden. Anlässlich des Jubiläumsjahres gibt das Bundesfinanzministerium eine Sonder-Briefmarke heraus. Im Oktober schließlich wird Bundespräsident Horst Köhler das „Wichernjahr 2008“ mit einem Festakt auf der diesjährigen Diakonischen Konferenz in Hamburg abschließen. (PRO)

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