ARD-Dokumentation: Was motiviert islamische Terroristen?

F r a n k f u r t / M a i n (KEP) - Sie arbeitet als Redakteurin beim Hessischen Rundfunk und hat sich als akribische Filmemacherin über den Nahost-Konflikt einen Namen gemacht: Esther Schapira. Am Montagabend zeigte die ARD ihre Dokumentation "Der Tag, als ich ins Paradies wollte - Der Weg einer lebenden Bombe". Der Film handelte von der Motivation eines jungen, islamischen Terroristen – und ist angesichts der Terroranschläge auch in Europa aktueller denn je.
Von PRO

Erregen Aufsehen: Dokumentationen von Esther Schapira

Esther Schapira wurde bekannt durch ihren Film „Drei Kugeln und ein totes Kind – Wer erschoss Mohammed al-Dura?“. In dem Beitrag, der für großes Aufsehen sorgte, untersuchte Schapira die Hintergründe des Todes eines zwölfjährigen Palästinenserjungen, der zu Beginn des palästinensischen Aufstandes im Oktober 2000 an der Netzarim-Kreuzung im Gazastreifen erschossen wurde. Nach Befragung zahlreicher palästinensischer, israelischer sowie ausländischer Berichterstatter und Untersuchungsbeamter kam Schapira zu dem Ergebnis, dass der Junge, entgegen der palästinensischen Darstellung, nicht zwangsläufig von israelischen Soldaten erschossen wurde. Viele Ergebnisse ihrer Recherchen sprechen dafür, dass eine von Palästinensern abgefeuerte Kugel Mohammed al-Dura getötet haben könnte. Natürlich wird der Junge bis heute in weiten Teilen der palästinensischen Bevölkerung als „Märtyrer“ verehrt.

Was motiviert einen 16-Jährigen zum Terroranschlag?

Auch für ihren neuesten Film beschäftigte sich die HR-Redakteurin mit der Geschichte eines Palästinenserjungen. Nur ist dieser Täter, nicht Opfer. Es ist die Geschichte von Mohammed Besharat. Am 2. August 2001 stieg Mohammed in einen vollbesetzten Linienbus, an einer Haltestelle im Norden Israels. 16 Jahre war er damals, fast noch ein Kind. Er kam aus dem Dorf Tamun im Westjordanland, nahe Jenin. Die meisten Fahrgäste waren Jugendliche, die den „Tag der Liebenden“ feiern wollten und unterwegs waren zu einem Musikfestival. Mohammed aber hielt eine Tasche mit einer Bombe in seiner Hand.

Menashe Nuriel, Vater von vier Kindern, war an diesem Donnerstag der Fahrer des Busses. Als er den jungen Palästinenser wahrnahm, spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Er beobachtete ihn und begriff plötzlich, was er plante. Ohne nachzudenken, drängte er den Jungen aus dem Bus und verhinderte, dass die Bombe explodierte. 54 Menschen rettete Menashe Nurriel das Leben. Der Selbstmordattentäter wurde festgenommen und sitzt seitdem in einem israelischen Sicherheitsgefängnis.

Mit einem Massenmord wollte er ins „Paradies“

Die Dokumentation von Esther Schapira schilderte den Weg des Palästinensers an diesem 2. August 2001, dem Tag, als er zur lebenden Bombe wurde. Der Junge sprach ausführlich vor der Fernsehkamera über seine Träume, seinen Glauben und über den Tag, als er mit einem Massenmord ins „Paradies“ wollte. Offen äußerte sich auch seine Familie, über das Leben in den palästinensischen Gebieten und über die Rekrutierungspraxis der radikalen Terror-Organisationen. Allein schon der Wille, sich selbst zu töten, gilt radikalen Muslimen ebenso viel wie die Tat selbst. Der Film blickte gleichzeitig auf die Menschen, die beinahe Opfer geworden wären: die Familie des Busfahrers, die schon immer, aber vor allem seit diesem Tag, mit der Angst leben muss. Und die dennoch an ein friedliches Zusammenleben von Arabern und Israelis glaubt.

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