Wie Papst Benedikt XVI. wird der Präses der Rheinischen Kirche, Nikolaus Schneider, in wenigen Tagen sein Amt an einen Nachfolger abgeben. In einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ widersprach Schneider der Behauptung, es gebe eine „Pogromstimmung“ gegen die Kirche in Deutschland. Zudem ist er strikt dagegen, dass Kirchen in Moscheen umgewandelt werden.
Von PRO
Foto: pro
Nach zehn Jahren im Amt wird der 65-jährige Nikolaus Schneider am 3. März als Präses der Rheinischen Kirche verabschiedet. Sein Nachfolger ist Manfred Rekowski. Die Funktion des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird Schneider bis 2015 im Ehrenamt weiter ausüben.
„’Pogrom‘ geht gar nicht“
Gegenüber der „Welt“ (Samstagausgabe) sagte er zum Rücktritt des Papstes am 28. Februar, der Pontifex gebe damit dem Papstamt eine „menschliche Kontur“. „Er signalisiert: Es gibt Zeiten, in denen ein Mensch so ein Amt nicht mehr ausfüllen kann.“ Das sei eine „Akzentverschiebung im Verständnis des päpstlichen Amtes“.
Schneider betonte, dass Benedikt XVI. in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation der gemeinsamen Erklärung von evangelischen und katholischen Christen zur Rechtfertigung zum Durchbruch verholfen habe. „Er hat 2011 Martin Luthers Augustinerkloster in Erfurt besucht. Er hat dort zum Ausdruck gebracht, wie sehr er Luther und dessen Frage nach Gott schätzt.“ Gleichzeitig habe der Papst aber auch gesagt, dass er keine „ökumenischen Gastgeschenke“ mitgebracht habe, so Schneider. „Das haben viele von uns als deutliche Brüskierung empfunden.“ Er hoffe, dass der nächste Papst Anregungen gibt, wie die evangelische und die römisch-katholische Kirche ihr Verhältnis verbessern können.
Er könne es nicht nachvollziehen, dass katholische Bischöfe von "Pogromstimmung" gegen die Kirche und einer "Katholikenphobie" reden. "’Pogrom‘ geht gar nicht. Von ‚Pogromstimmung‘ gegenüber Katholiken in der westlichen Welt zu reden, ist eine zweite Verletzung derjenigen, die in dieser Welt wirklich unter Pogromen leiden.“ Es gebe zwar aggressiver werdende Töne aus einem sich "laizistisch" nennenden Lager und atheistischen Gruppen. „Diese wollen ihr säkularistisches Weltbild für alle verpflichtend machen. Das sind aber kleine Gruppen, die man nicht überbewerten darf“, sagte Schneider.
„Der Islam lehnt Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, ab“
Dass in Hamburg eine ehemalige evangelische Kirche in eine Moschee umgewandelt wird, bezeichnet Schneider als ein „Missgeschick“. Es habe so etwas in der Geschichte immer wieder gegeben, dass aus einer Moschee eine Kirche wurde oder umgekehrt. „Aber fast immer war das die Folge von Krieg und Eroberung.“ Für die Menschen vor Ort sei die Umwandlung eine „geistliche Zumutung“. Deshalb sei die EKD grundsätzlich gegen eine Umwidmung von christlichen Kirchen in Moscheen.
Der Islam habe ein anderes Gottesbild als das Christentum, so Schneider. „Der Islam lehnt Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, und das Kreuz Christi ab. Damit tue ich mich schwer. Das Hauptproblem ist aber nicht theologisch, sondern emotional und religionspolitisch.“
„Betreuungsgeld ist ein Fehler“
Angesprochen auf die Familienpolitik in Deutschland sagte Schneider, Familie sei da, „wo Menschen verbindlich auf Dauer zusammenleben und Verantwortung füreinander übernehmen. Patchwork-Familien sind eine Realität. Auch Paare, die keine Kinder haben, sind Familie. Man kann nicht mehr sagen: Vater, Mutter, Kind. Familie ist nicht mehr soziologisch, sondern inhaltlich begründbar.“
Schneider hat sich dafür ausgesprochen, darüber diskutieren, ob man das Ehegattensplitting aufgibt. „Wo zwei Ehepartner für sich sehr gut verdienen, braucht man kein Splitting." Man könnte es auf ein bestimmtes Gesamteinkommen begrenzen.“
Das Betreuungsgeld bezeichnet Schneider als einen Fehler. „Momentan haben wir keine echte Wahl zwischen der Betreuung von Kindern zu Hause oder in der Kita oder bei Tagesmüttern. Wir müssen uns zuerst darauf konzentrieren, ausreichend Betreuungsangebote zu schaffen. Erst wenn das gelungen ist, könnte man eventuell ein Betreuungsgeld erwägen.“ (pro)
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