Playmobil stoppt bastelnden Pfarrer

Ein evangelischer Pfarrer aus Hessen hatte Playmobil-Figuren dazu verwendet, biblische Szenen nachzustellen. Seit zwei Jahren stellt der gläubige Playmobil-Fan seine Werke real sowie virtuell im Internet aus. Nun bremst der Hersteller aus dem bayerischen Zirndorf das preisgekrönte Basteln ab.
Von PRO

Pfarrer Markus Bomhard aus dem hessischen Eschborn kreierte mit Bauschaum Kulissen und gestaltete die 7,5 Zentimeter großen Plastikfiguren aus dem Hause Playmobil so um, dass sie Geschichten der Bibel nacherzählten. Ob die Schöpfung, Adam und Eva, Jesu Geburt oder Kreuzigung, zahlreiche Geschichten aus Altem und Neuem Testament hat er inzwischen nachgestellt. Geld wollte er damit von Anfang an nicht verdienen.

„Mein Traum ist es, Menschen auf diese spielerische Weise von Gottes großer und großartiger Liebe zu erzählen“, sagt Bomhard. Die Evangelische Kirche verlieh ihm für sein Projekt sogar einen Innovationspreis. Vor kurzem interessierte sich auch der Hessische Rundfunk für die Playmobil-Bibel und drehte einen Bericht für die „Hessenschau“.

Mit Kerze und Fön Jesus gekreuzigt

Bei manchen Szenen wie etwa bei der Kreuzigung Jesu reichte die Anatomie der Playmobil-Männchen nicht aus, und Bomhard musste nachhelfen. Damit der Plastik-Jesus die Arme abspreizen und ans Kreuz gehängt werden konnte, musste er ihn über eine Kerze und einen heißen Fön halten, um den Kunststoff zu verbiegen. Das gefiel dem Hersteller der Figuren nicht, und so setzte er nun eine Unterlassungserklärung gegen Bomhard durch. Das Projekt habe inzwischen zu große Dimensionen angenommen, begründete Playmobil sein Vorgehen. Bomhard hatte auch Adam und Eva verändert: Adam erhielt ein Geschlechtsteil, Eva klebte er Brüste an. Auf Druck der Firma hat er beides wieder abgenommen.

Eine Sprecherin von Playmobil sagte laut der „Süddeutschen Zeitung“: „Uns stört die totale Veränderung der Figuren. Dadurch wird unser Urheberrecht verletzt. Solange jemand im Kleinen nur privat für sich Veränderungen an Figuren vornimmt, sind wir im Grunde recht tolerant.“

Der ARD-Unterhalter Harald Schmidt hat des Öfteren mit Playmobil-Männchen historische Geschichten, Sagen und Opern nachgestellt. Sogar Hitler hatten seine Requisiteure aus einer Figur gebastelt. Das sei jedoch etwas anderes, hieß es aus Zirndorf. Doch bereits 2004, zum 30-jährigen Jubiläum Playmobils, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ über Schmidts Spielereien mit den Figuren: „Derlei betrachtet man in Zirndorf freilich mit gemischten Gefühlen. Man müsse schon aufpassen, dass die kindliche Spielwelt frei von brutalen oder sexuellen Kontexten bleibt.“

Playmo-Bibel unter anderem Namen weiter im Internet

Im Schreiben eines Rechtsanwaltes heißt es, Bomhard müsse sich bis zum 6. April per Unterlassungserklärung verpflichten, Playmobil-Figuren nicht mehr zu verändern, den Domain-Namen playmobibel.de nicht weiter zu verwenden und keine Fotos seiner biblischen Kunststofffiguren zu drucken. Damit dürfte der Plan eines Verlages gescheitert sein, ein Buch zur „Playmo-Bibel“ herauszubringen. Inzwischen hat Bomhard die „Playmo-Bibel“ umbenannt in „Klicky-Bibel“, und ab sofort sind seine Kunstwerke unter der Internet-Adresse www.klicky-bibel.de ausgestellt.

Playmobil präsentierte die ersten Figuren 1974 auf der Nürnberger Spielwarenmesse. Damals hießen sie noch „Klickys“. Inzwischen wurden rund zwei Milliarden Figuren verkauft, die auf Malta hergestellt werden. Sie sind in über 65 Ländern der Welt verbreitet. (PRO)

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