Plattform für Ahmadinedschad

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat das ZDF kritisiert. Der Sender habe dem iranischen Präsidenten eine Plattform gegeben. Mahmud Ahmadinedschad hatte im Interview mit ZDF-Nachrichtensprecher Claus Kleber den Holocaust geleugnet. Dass der Journalist dies nicht kommentierte, trägt ihm scharfe Kritik von mehreren Seiten ein.
Von PRO

"Ich bin sehr enttäuscht, dass ein angesehener deutscher Journalist – und obendrein in einem öffentlich-rechtlichen Sender – derart dreiste Bemerkungen einfach unwidersprochen lässt und so dem notorischen Holocaust-Leugner Ahmadinedschad bereitwillig die Plattform gibt, um sein übles Gift zu verbreiten," sagte Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, gegenüber der "Bild am Sonntag" (BamS).

Der iranische Grünen-Politiker Omid Nouripour sprach von einem "moralischen Versagen" des Nachrichtensprechers. Gegenüber der "BamS" bezeichnete er es als schweren Fehler, dass Kleber die blutige Unterdrückung der Proteste gegen das Regime im Iran nicht thematisiert habe. Die Menschenrechtsfrage im Iran könne von der Atomwaffenfrage inhaltlich nicht getrennt werden.

Als fahrlässig bezeichnete der Iran-Fachmann Wahied Wahdat-Hagh das Interview. "Ahmadinedschad konnte sich als ruhiger, freundlicher Führer eines Staates präsentieren, der Opfer israelischer Willkür ist", so Wahdat-Hagh. Wie die "BamS" berichtet, wurde das Interview im Iran als Erfolg gefeiert.

Kleber: "Wollte nicht in diese Falle tappen."

Das ZDF hatte betont, es strahle die Passage mit der Holocaust-Leugnung bewusst aus, um zu zeigen, "wie dieser Mann tickt". Kleber erklärte gegenüber dem "Tagesspiegel", er habe nicht widersprochen, weil er Ahmadinedschad nicht die Möglichkeit geben wollte, "seinen Mist voll auszubreiten". Er wolle nicht "in diese Falle tappen". Der Journalist gab zu, dass der iranische Machthaber bei schwierigen Fragen stets auf Grundsätzliches ausgewichen sei. Ahmadinedschad wirke im Gespräch smart, sei aber bei den Themen knallhart. Er verriet auch, dass das Team des ZDF sich zwar in Teheran frei bewegen, aber nicht drehen durfte. "Man drohte uns an, bei Zuwiderhandlung würde man das ZDF-Büro in Teheran schließen", verrät Kleber auf der Internetseite der "heute"-Nachrichten.

Nach Einschätzung des "Tagesspiegel" gab das Interview einen interessanten Einblick "in die Denkweise der iranischen Führung". In der Analyse der Berliner Tageszeitung heißt es weiter: "Gleichzeitig zeigte der Gesprächsverlauf aber auch eindringlich, warum der Dialog zwischen dem Westen und dem Iran so schwierig ist: Der Westen stellt Forderungen auf, der Iran entzieht sich vielen Fragen mit dem Hinweis auf doppelte Standards, bei denen der Westen schon mal in Erklärungsnot kommen kann. Sei es in der Menschenrechts- oder der Atompolitik." (pro)

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