Kaum eine religiöse Strömung wächst weltweit derzeit so schnell wie die Pfingstbewegung. Auch in Brasilien, wo es so viele Katholiken wie in kaum einem anderen Land gibt. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet von einer der am schnellsten wachsenden Pfingstkirchen in Brasilien. Im Zentrum des Erfolges der "Sekte" steht nach Ansicht des Autors vor allem eins: Geld.
Von PRO
Foto: bishopmacedo.com
Die Kirche "Igreja Universal do Reino de Deus" (IURD) ("Universalkirche des Gottesreiches") wächst so schnell wie kaum eine andere auf der Welt. Gegründet wurde sie 1977 in einer ehemaligen Möbelfabrik von Edir Macedo. Der begann das erste Mal mit 17 Jahren, sich für den christlichen Glauben zu interessieren. Damals hörte seine asthmakranke Schwester über das Radio vom Evangelium. Sie bekehrte sich, lebte ihren Glauben und wurde schließlich sogar geheilt. Mit 19 traf auch Macedo eine Entscheidung für Jesus.
Inzwischen ist der 64-jährige Edir Macedo das bekannteste Gesicht der Pfingstbewegung in Brasilien. In seine Gemeinde kommen jeden Sonntag über 15.000 Besucher. Macedo hat nach eigenen Angaben 34 Bücher geschrieben und davon mehr als zehn Millionen verkauft. Seine Gemeinde hat Ableger in 170 Ländern. Sie verfügt über mehrere Millionen Anhänger, betreibt 22 Radio- und 16 Fernsehstationen. In Brasilien gibt es rund 4.500 Kirchenableger. Allein in Afrika finden sich Vertretungen in 30 Ländern.
Die Mitglieder der "Universalkirche" geben ihren Zehnten, also zehn Prozent ihres Einkommens. Dies veranlasst kritische Beobachter und Journalisten immer wieder dazu, Geldmacherei hinter den eigentlichen Absichten Macedos zu sehen. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb in einem Artikel über den Pastor vor fünf Jahren etwa: "So einfach kommt man hier mit Gott ins Geschäft: Gib zehn Prozent und deine Wünsche werden erfüllt."
Im August 2009 wurden Vorwürfe gegen die "Universalkirche des Gottesreiches" laut. Es hieß, zehn führende Mitglieder der Kirche, darunter der Gründer Macedo, hätten mit Spendengeldern Schmuck, Autos und andere teure Gegenstände gekauft. Außerdem sollen sie Geld ins Ausland transferiert haben, um es zu waschen. Macedo erklärte, seine Kirche befände sich "in einem Kampf", doch "wir wissen bereits, wie er ausgehen wird".
Millionen Pfingstler – eine "Sekte"?
Die F.A.Z. berichtet nun über die schnell wachsende Kirche und bezeichnet sie als Sekte. "Die Katholiken in Lateinamerika sind in der Defensive. Moderne Sekten haben dagegen Zulauf." Obwohl Brasilien die größte katholische Nation weltweit sei, konvertierten "immer mehr Katholiken zu Pfingstkirchen". Weiter erklärt die Zeitung: "Im Zentrum ihres Glaubens steht der Heilige Geist."
Die Zeitung zitiert den Theologie-Professor Mário de França Miranda aus Rio de Janeiro, der überzeugt ist, dass Pastor Macedo "die neoliberale Logik auf die Kirche" anwende: "Alles wird zum Geschäft." Er spricht von einem "weltumspannenden Kirchenimperium", das Macedo "kontrolliere". Die Ableger der Kirchen weltweit sind für ihn Teil eines "Franchising-Systems". Eine Filiale der Pfingstkirche könne im Prinzip jeder aufmachen, wie ein McDonald’s-Restaurant. F.A.Z.-Redakteur Nils Handler fügt hinzu: "Die Franchisenehmer müssen monatlich eine feste Summe überweisen. Wer nicht zahlt, wird dichtgemacht." Die Kirchen seien "wie Aktiengesellschaften" auf Gewinnmaximierung getrimmt. "Gute Gläubige sind zahlungskräftige Gläubige. (…) Macedo rationalisiert die Strukturen, wie es McKinsey nicht besser könnte. Fürsorge ist ein Minusgeschäft, das überlässt er der katholischen Kirche", so Handler.
Über die Gemeindeleiter der Kirchen berichtet er: "Ein paar Lieder müssen die frischgebackenen ‚pastores‘ singen können, doch wichtiger ist eine andere Kernkompetenz: Geld eintreiben." Macedos "Medienimperium" sei das zweitgrößte TV-Netzwerk in Brasilien. "Zwischen Nachrichten und Seifenopern werden Wunder präsentiert, die spirituelle Produktpalette umfasst Teufelsaustreibung, die Wunderheilung von Krebs und anderen Gebrechen."
Auch in Deutschland gebe es mittlerweile Ableger der "Universalkirche", etwa unter dem Namen "Hilfszentrum" in Berlin-Neukölln, berichtet die F.A.Z. Doch kämpfe sie "mit rund 500 anderen spirituellen Gruppen um die wenigen Gläubigen, und das ohne großen Erfolg", sagt der Sektenbeauftragte des Erzbistums Berlin, Andreas Komischke. "In Deutschland gibt es dafür einfach keinen Markt." (pro)
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