Pfarrer tritt nach rechtsextremen Morddrohungen zurück
Ein bayerischer Pfarrer hat im Sonntagsgottesdienst seinen Rücktritt erklärt. Der Grund: Der aus dem Kongo stammende Geistliche hat immer wieder rassistisch motivierte Morddrohungen erhalten.
In Bayern trat ein Pfarrer wegen rechtsextremer Drohungen zurück (Symbolbild)
„Ich fühle mich nunmehr erleichtert“, sagte Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende nach seinem Rücktritt, den er am Sonntag in seiner oberbayerischen Gemeinde bekanntgegeben hatte. Für den 66-Jährigen sei die Situation sehr belastend gewesen. Er hatte sich in den vergangenen Monaten mit fremdenfeindlichen und rassistischen Äußerungen auseinanderzusetzen. Am schwersten wogen aber die fünf Morddrohungen, die ihm gegenüber vermutlich wegen eines Konflikts mit lokalen CSU-Politikern ausgesprochen wurden. In einer Pressemitteilung des erzbischöflichen Ordinariats München und Freising blickte der Katholik jedoch nicht verbittert auf seine vierjährige Arbeit in der oberbayerischen Gemeinde Zorneding zurück.
„Ich weiß, dass viele meinen Weggang bedauern“, sagt Ndjimbi-Tshiende, der im Kongo geboren wurde und in München studierte. Er sei in der Gemeinde 2012 gut und freundlich aufgenommen worden und habe viele Freunde gewonnen. Der habilitierte Philosoph bat allerdings um Verständnis für seine Situation. Er werde jetzt nach vorne blicken und sich auf den neuen priesterlichen Dienst konzentrieren, der für ihn am 1. April beginnt: „Im Zentrum steht für mich, der Kirche Jesu Christi zu dienen.“
Bei einer Kundgebung am Mittwoch haben sich in der bayerischen Ortschaft bis zu 3.000 Menschen mit dem zurückgetretenen dunkelhäutigen Pfarrer solidarisiert, meldet die Deutsche Presse-Agentur. „Olivier, wir stehen hinter Dir“, hieß es auf einem Plakat der Demonstranten. Andere hielten ein Transparent mit der Aufschrift „Zorneding ist bunt“ in die Höhe.
CSU-Politiker nannte Pfarrer „Neger“
Zwischen Ndjimbi-Tshiende und der lokalen CSU-Chefin Sylvia Boher sowie deren Vize Johann Haindl hatte es einen Konflikt gegeben, der im vergangenen November eskaliert war. Boher hatte im örtlichen Partei-Mitteilungsblatt ihrem Unmut gegenüber der aktuellen Flüchtlingswelle Ausdruck verliehen. Bayern werde von Flüchtlingen überrannt, es handle sich um eine Invasion. Flüchtlinge aus Eritrea bezeichnete sie als „Militärdienstflüchtlinge“.
Der Zornedinger Pfarrgemeinderat missbilligte diese Äußerungen der CSU-Poltikerin. Ihr Vize Haindl legte nach, in dem er Tshiende als „Neger“ diffamierte. Nach massiven öffentlichen Protesten traten beide im November von ihren Ämtern zurück. (pro)
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