Peter Hahne: Warum der Begriff „Ehrenmord“ verharmlost

Der Fernsehmoderator Peter Hahne hat sich gegen eine Verwendung des Begriffs "Ehrenmord" ausgesprochen. "Wer die Sprache der Täter kritiklos übernimmt, macht sich mitschuldig", schreibt Hahne in der aktuellen Ausgabe der "Bild am Sonntag" in seiner Kolumne.
Von PRO

Die weltweite Dunkelziffer so genannter „Ehrenmorde“ liege bei 100.000 jährlich, so Peter Hahne. Ein trauriges Beispiel erlebte Deutschland im Fall der 16-jährigen Morsal. Ihr Bruder hatte sie erstochen, weil sie einen zu westlichen Lebensstil pflegte. Für „Mord aus niedrigen Beweggründen“ wurde er am vergangenen Freitag zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. In den Medien ist die Rede vom „Ehrenmord“, einem Begriff, den Hahne unbedingt ablehnt.

„Ehrenmord“ redet großes Verbrechen klein

„Mord bleibt Mord“ schreibt er in der „Bild am Sonntag“, auch wenn er im Namen eines „kruden Ehrbegriffes“ geschehe, der das große Verbrechen kleinreden wolle. Die Öffentlichkeit gehe mit dem Wort „Ehrenmord“ um, als sei es ein ganz normaler Rechtsbegriff. Doch „wer die Sprache der Täter übernimmt, macht sich mitschuldig“, erklärt Hahne. Radikal müsse man die Wurzeln von Verbrechen bekämpfen, die aufgrund eines bizarren Ehrbegriffes geschehen – zu diesem Kampf gehöre auch die Vermeidung einer verharmlosenden Sprache.

„Dem Unwort keinen Boden in unserem Sprachgebrauch geben“, lautet die Devise Hahnes, der den Begriff „Ehrenmord“ mit dem „Kavaliersdelikt“ oder der „Notlüge“ vergleicht. Letztere sei ebenfalls ein Wort, das verschleiern, vertuschen und die Unwahrheit nur schönfärben wolle. „Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst“, mahnt Hahne mit den Worten des Dichters Matthias Claudius zu einem bedachteren Umgang mit der deutschen Sprache. Der Fernsehmoderator und Bestsellerautor („Schluss mit lustig“) ist Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). (PRO)   

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