Der Tod von Gunter Sachs habe ein Tabuthema wieder in die Schlagzeilen gebracht, das zuletzt nach dem Selbstmord des Torwartes Robert Enke die Menschen bewegt habe, schreibt Hahne in den "Gedanken am Sonntag", einer regelmäßigen Kolumne in "Bild am Sonntag". Alle 45 Minuten nehme sich in Deutschland ein Mensch das Leben, aber erst prominente Fälle rüttelten auf und brächten das Thema in die Öffentlichkeit, so Hahne.
Das Gebot der Bibel "Du sollst nicht töten" beziehe sich auch auf den Wert des eigenen Lebens, "mag es gesund oder gebrechlich sein". Das Verbot, sich selbst zu töten, sei kein Anschlag auf unsere Freiheit, sondern ein Angebot zum Überleben, ein Stoppschild vor dem Abgrund. Doch diese Aussage alleine wäre "eine eiskalte Gefrierschrankmoral, gäbe es nicht die Menschen um uns herum, die helfen, raten und trösten" könnten.
"Was aber ist ‚frei‘ an einem Tod, der dem eigenen Leben keine Chance mehr gibt?", fragt Hahne weiter. Er weist darauf hin, dass auch Suizidforscher vor diesem wohlklingenden Begriff warnen, "weil der Selbstmörder alles andere als frei ist, sondern bei diesem letzten Schritt in seiner Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt und einsam".
Hahne zitiert den Theologen Dietrich Bonhoeffer, der Selbstmord als "Missbrauch der Freiheit, die der Schöpfer seinen Geschöpfen lasse" bezeichnet habe. "Der Mensch soll sein irdisches Leben, auch dort, wo es ihm zur Qual wird, ganz in Gottes Hand geben und sich nicht daraus durch Selbsthilfe befreien." Bonhoeffer habe neben diesen Grundsatz jedoch die göttliche Barmherzigkeit gestellt: "Da der Selbstmord eine Tat der Einsamkeit ist, bleiben die letzten entscheidenden Motive fast immer verborgen."
Niemand habe aber das Recht zu richten, wenn Gott Gnade walten lasse, schließt Hahne. Wer sich umbringe, bringe sich um den Tag, an dem ihm geholfen werden könne. (pro)