Pastorin wehrt sich gegen Wort-zum-Sonntag-Kritik

Die Theologin Annette Behnken hat mit ihrem „Wort zum Sonntag“ für heftige Kontroversen gesorgt. Sie machte in ihrem Beitrag die EU-Länder für die Situation der Flüchtlinge in Griechenland und der Türkei verantwortlich. Am Dienstag verteidigte sie ihre Kritik: „Wo Grundwerte in Gefahr scheinen, müssen wir das als Christen laut sagen“.
Von PRO
Die Theologin Annette Behnken steht in der Kritik wegen ihrer Aussagen beim Wort zum Sonntag und verteidigt sich gegen diese

Das vierminütige Wort zum Sonntag am vergangenen Wochenende hat einen großen Nachhall gefunden. Die Theologin Annette Behnken hatte darin die europäische Flüchtlingspolitik scharf kritisiert. Die EU-Länder seien für die Situation der Flüchtlinge in Griechenland und der Türkei verantwortlich. Die EU zahle 700 Millionen Euro Soforthilfe, „um uns Menschen in Not vom Hals zu halten“. Aufgrund dieser Situation „könnte sie – mit Verlaub – kotzen“.

Behnken forderte dazu auf, die Parlamente zu stürmen, „in denen Neofaschisten sitzen und uns in Schreckstarre verfallen lassen, genauso wie das Coronavirus“. Sie sprach sich offen dafür aus, barmherzig zu handeln, wie es die Bibel forderte. Die Reaktionen dazu deckten das gesamte Spektrum ab. Während Grünen-Politiker Sven Giegold vom „krassesten Wort zum Sonntag seit Langem“ sprach, twitterte die AfD von „GEZ-finanziertem Irrsinn“, in dem zum „Sturm auf Parlamente“ aufgerufen werde.

Appell an die höchsten Werte europäischer Demokratie

Die Pfarrerin Annette Behnken verteidigte sich öffentlich gegen die Kritik. Wo „Grundwerte in Gefahr scheinen, müssen wir das als Christen laut sagen“, erklärte Behnke auf Anfrage.

Zur Kritik sagte sie laut der Rundfunkarbeit im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP): „Als Europäerin und Christin bin ich von der parlamentarischen Demokratie überzeugt und habe in meinem Wort zum Sonntag an die höchsten Werte europäischer Demokratie appelliert, an Menschlichkeit, an Mitgefühl und auch – wegen der christlichen Wurzeln Europas – an die Barmherzigkeit.“

Laut Stephan Born, ARD-Beauftragter von der Rundfunkarbeit im GEP, seien die Reaktionen auf Facebook und Twitter überwiegend positiv ausgefallen. Er äußerte sich öffentlich wie folgt: „Pastorin Annette Behnken hat mit dem Bezug auf das Gleichnis des barmherzigen Samariters deutlich gemacht, was es heute heißt, Menschen zu helfen und das Gebot zu erfüllen: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.‘ (Lk 10,27) Im Zusammenhang ihres gesamten Wortes zum Sonntag ist klar, dass sie den Satz ‚die Parlamente stürmen‘ im Sinne von ‚die Parlamente zu ‚be‘-‚stürmen‘‘ gebraucht, um sich für Menschen in elementarer Not einzusetzen. Ganz im Geiste Jesu.“

Born weiter: „In der theologischen Exegese hat es sich bewährt, Aussagen in ihrem Kontext zu interpretieren und zu analysieren. Annette Behnken hat in den vielen Jahren in ihrem Dienst als Pastorin und Sprecherin des Wortes zum Sonntag gezeigt, dass sie mit Überzeugung auf dem Boden unseres Grundgesetzes steht. Als Europäerin und vom christlichen Glauben getragene Pastorin setzt sie sich dafür ein, an der Seite derer zu stehen, die um ihr Leben bangen und unsere Hilfe dringend nötig haben. Damit nimmt sie die Leitidee von Robert Geisendörfer, dem Gründungsdirektor des Gemeinschaftswerkes der evangelischen Publizistik (GEP) auf: ‚Evangelische Publizistik soll etwas öffentlich machen, Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln und Stimme leihen für die Sprachlosen.‘ Das GEP wird sich wie in der Vergangenheit auch in Zukunft mit all seinen Veröffentlichungen/Publikationen und all seinen Arbeitsbereichen gegen jede Form von Gewalt wenden.“

Behnken studierte Theologie an der Universität Göttingen und war dann Vikarin in Hildesheim. Nach ihrem Dienst an der Klosterkirche Wennigsen wurde sie 2018 Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Loccum. Seit 2012 gehört sie zu den Sprechern der kirchlichen Fernsehreihe „Das Wort zum Sonntag“. Außerdem ist sie Gastgeberin der NDR-Reihe „Klosterküche-Kochen mit Leib und Seele“.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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