Passionsgeschichte statt Osterhase

Kinder hören zu Ostern Geschichten vom Osterhasen, der Eier und Süßigkeiten versteckt. Über den christlichen Hintergrund von Karfreitag und Ostersonntag erfahren die Kleinen meist wenig. Viele Eltern sind unsicher, wie sie die Leidensgeschichte Jesu erklären können. Wie kann man mit Kindern über Kreuzigung und Auferstehung reden?
Von PRO

Kann man Kindern die Brutaliät der Kreuzigung Jesu zumuten? Ab wann verstehen sie Begriffe wie Schuld, Sünde und Auferstehung? Diese Fragen bewegen Eltern, denn die Bedeutung von Ostern lässt sich viel schwieriger erklären, als beispielsweise die von Weihnachten.

Die Kindergartenleiterin Martha Torkler ist der Ansicht, dass man schon Vorschulkindern viel erklären kann. In ihrem Beitrag "Mit Kindern über die Passionsgeschichte reden" in "Kleine Kinder großer Gott", einem Materialheft für Kindergottesdienstarbeit und religiöse Erziehung, schreibt sie dazu:
"Kinder können sich in diesem Alter nur bedingt in andere Personen einfühlen. Schmerz und Tod empfinden sie nicht als wirklich schlimm: Sie können die Schmerzen nicht nachempfinden und  begreifen den Tod nicht als endgültige Trennung." Auch in Märchen hörten Kinder grausame Geschichten. Daher könne man durchaus über die Kreuzigung reden, denn "um von der Auferstehung zu erzählen, muss man auch vom Tod berichten", so die Pädagogin. "Die Leidenszeit gehört zum Leben Jesu dazu wie die Wunder- und Heilungsgeschichten und wie die Auferstehung", schreibt die Erzieherin. Dass Jesu Tod ein Sühneopfer ist, können Kinder im Vorschulalter allerdings nicht nachvollziehen. Daher sollten Erwachsene diesen Aspekt noch weglassen.

Mit Vorschulkindern über Kreuzigung und Auferstehung reden?

Torkler weist darauf hin, dass sich das Gewissen von Vorschulkindern an den Maßstäben orientiert, die ihre Bezugspersonen setzen. "Böse" ist, was von den Eltern als "böse" beurteilt wird. Jüngeren Kindern könne man verdeutlichen, welche Maßstäbe Jesus hatte, dass er die Menschen geliebt und ihnen geholfen hat. "Jesus hat mit sich gerungen, war traurig, hat gelitten, aber er hat sich nicht zu Rache oder Lieblosigkeiten hinreißen lassen, sondern auch in seinem größten Leid einen Blick für die Menschen gehabt." Dies sei ein Vorbild, aus dem Kinder etwas für ihr eigenes Verhalten lernen könnten.

Sie empfiehlt Erwachsenen, die Passionsgeschichte nicht zu emotional zu erzählen, eigene Betroffenheit jedoch ruhig zu zeigen. Auf Filme zum Thema sollte man ihrer Ansicht nach bei Vorschulkindern verzichten, weil diese die Fantasie überfordern und die Bildfolgen zu schnell ablaufen.

Auch Inge Neuhaus, Kinderreferentin beim Bibellesebund, erzählt Kindern ab vier Jahren bereits vom Tod Jesu am Kreuz. Sie erinnert sich auch daran, wie sie selbst als Kind Tränen darüber vergossen hat, "wie gemein und brutal man mit Jesus umgegangen" ist. "Als ich älter war, hatte ich dann Fantasien, wie ich ihn befreien oder raushauen würde."

"Man muss sich bewusst machen, dass man unter Umständen mit der Erzählung heftige Reaktionen bei Kindern auslösen kann und sollte daher mit dem Thema behutsam umgehen", sagt die Pädagogin. "Kinder verkraften Dinge sehr unterschiedlich." Zu der Betroffenheit, die bei Kindern je nach Fantasie und Sensibilität verschieden stark ausfallen könne, gehöre der positive Ausgang, dass Jesus auferstanden ist, unbedingt dazu.

So finden Erwachsene die richtigen Worte

Einem Fünfjährigen könne man beispielsweise kurz erzählen, dass damals andere Menschen Jesus nicht mochten und Lügenmärchen über ihn erzählt haben. "Eltern können erklären, dass es damals noch die Todesstrafe gab und die Menschen durch ihre Lügen bewirkt haben, dass Jesus sterben musste", so Neuhaus. "Wenn man erklärt, dass das gemein war, aber dass Gott seinen Sohn wieder lebendig gemacht hat und damit gezeigt hat, dass er stärker ist als das Böse", verstünden das auch Vorschulkinder. Eltern sollten sich ihrer Ansicht nach ruhig trauen, Kindern die Passionsgeschichte aus der Kinderbibel oder einer modernen Übersetzung wie "Hoffnung für all" oder der "Basisbibel" vorzulesen.

Achtjährige können sich bereits in die Situation hineinversetzen

Mit Grundschulkindern könne man tiefer in das Geschehen einsteigen. Zunächst könnten Väter und Mütter den Text vorlesen. Kinder ab sieben oder acht Jahren könnten sich dann beispielsweise in die Rolle der Zuschauer am Kreuz hineinversetzen. Neuhaus ermutigt dazu, Kinder zu fragen: "Wie hättet ihr euch gefühlt, wenn ihr dort gewesen wärt? Was hättet ihr gemacht?" oder "Versetzt euch mal in die Rolle der Jünger."

Kindern ab etwa acht Jahren könnte man durchaus erklären, das Jesus stellvertretend für die Schuld aller Menschen gestorben ist. Die Erklärung: "Weil Jesus das für uns getan hat, müssen wir keine Angst davor haben, dass Gott uns bestraft, weil wir etwas falsch gemacht haben", könnten die meisten Kinder nachvollziehen.

"Kinder können durchaus selbst einige Verse, beispielsweise in Matthäus 28,1-10, lesen", sagt Neuhaus. "Dies ist eine der wenigen Bibelstellen, an denen sich Gottes Welt und unsere Welt auf besonders beeindruckende Weise berühren. Das können auch Kinder schon verstehen und dadurch in ihrem Vertrauen zu Gott und Jesus ermutigt werden." (pro)

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