Parteispitze bekennt sich zum C

Pünktlich zum Auftakt des CDU-Parteitages in dieser Woche hat sich der Unions-Vorstand in einer Publikation zur Bedeutung des C geäußert. Das zeigt manchen Politiker von einer ungeahnt persönlichen Seite – und der eine oder andere verfällt gar ins Predigen.

Von PRO

Kanzlerin Merkel hatte den Politikern die Aufgabe gestellt, in kurzen Aufsätzen zu erklären, worin das christliche Bekenntnis der Partei für sie besteht. Sie selbst macht, unpersönlich aber klar, den Anfang: "Ich kann und mag meine politische Tätigkeit nicht von meiner christlichen Grundhaltung trennen", schreibt Angela Merkel im Büchlein "Was das ‚C‘ für mich bedeutet". Der Glaube helfe, die Sorgen der Menschen zu erkennen und die Verpflichtung zum Handeln zu fühlen. Für sie leitet sich aus dem christlichen Grundgerüst ein Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft, die Verpflichtung zum Schutz von Umwelt und Klima und die Verteidigung der Gedanken-, Gewissens-, und Religionsfreiheit ab. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe beschreibt, wie sein Arbeitstag für gewöhnlich beginnt: Mit dem Lesen der Losungen auf dem iPad. "Eine christlich geprägte Politik muss stets beides sein: orientiert an der Ethik der biblischen Botschaft und nah bei den Menschen. Denn Gottes gute Gebote und seine Menschenliebe gehören für Christen untrennbar zusammen", findet er.

Zwischen Politik und Kirchen darf es "knirschen"

Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, erklärt Religion zur Privatsache und zugleich zu einer "öffentlichen Angelegenheit". Religion sei nicht die einzige, aber eine unverzichtbare Quelle von Werten in einer Gesellschaft. Zu einer Politik im Zeichen des C gehöre ein enger Dialog mit den Kirchen. "Dies hat indes nicht zu bedeuten, dass die Partei oder ihre Politiker die Glaubensdogmatik der Kirchen in Politik zu übersetzen haben", findet er. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen schreibt: "Jeder kann etwas, auch wenn es unter einer dicken Schicht von Unzulänglichkeiten verborgen ist", das sei die Grundüberzeugung des christlichen Glaubens. Es sei Aufgabe der Union, die Fähigkeiten eines jeden zu fördern und damit auch die Freiheit jedes Menschen, für sich selbst zu sorgen. So plädiert Von der Leyen etwa für eine allgemeine Lohnuntergrenze.

Unionsfraktionschef Volker Kauder bekennt: "Der Glaube und damit die Beziehung zu Jesus Christus und zu Gott sind zunächst etwas Höchstpersönliches." Von dieser Beziehung zu Gott, die sein Leben leite, sei seine politische Arbeit zu unterscheiden. Diese bedeute für ihn etwa, sich für den Schutz des menschlichen Lebens ab Verschmelzung von Ei und Samenzelle einzusetzen, aber auch den Versuch, zu verhindern, "dass eine ganze Region wie der Nahe und Mittlere Osten zur christenfreien Zone wird". "Mit den Beispielen Lebensschutz, Wahlfreiheit, selbstbestimmtes Leben und Solidarität mit verfolgten Christen in aller Welt erschließt sich schnell, welch praktische Bedeutung eine Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes hat", findet Kauder. Julia Klöckner, die Landesvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz, bezeichnet ihre Partei als "die letzte Volkspartei in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft" und stellt fest: "Die Menschen suchen händeringend nach Orientierung. Denn unsere Gesellschaft hat es weitgehend verlernt, die Dinge beim Namen zu nennen: Gutes gut und Schlechtes schlecht. Wer den eigenen Standpunkt kennt, weiß, wie weit er gehen kann. Und dafür ist das ‚C‘ ein gutes Navigations-System, auch in der Politik."

Dem Zeitgeist trotzen

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière findet: "Die Kraft zur Selbstreflexion und die dafür notwendige Bescheidenheit sollten zum Rüstzeug eines Christen gehören, der in der Politik wirken will." Die thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht bezeichnet die Entscheidung, "Gott und den Menschen zu dienen", als die wichtigste in ihrem Leben. Weiter schreibt sie: "Wem es gelingt, sein Leben nach den zehn Geboten und den Aussagen des Neuen Testaments auszurichten, lebt ohne Zweifel ein zufriedenes und gerechtes Leben. Ich bemühe mich darum." Der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, betont in seinem Beitrag die Wichtigkeit einer christlichen Erziehung. "Zahlreiche Irritationen, die im Verhältnis zwischen katholischer Weltkirche und der in Teilen entchristlichten Gesellschaft Deutschlands heute bestehen, resultieren meiner Überzeugung nach aus eben dieser Diskrepanz zwischen eigenem Erleben und dem vorurteilsbehafteten äußeren Blick auf die Institutionen", schreibt der Katholik. Viele machten den Papst sogar für die an Aids Leidenden Afrikas verantwortlich und übersähen die Kraft, die der Glaube Menschen wie Mutter Teresa gegeben habe. Mißfelder findet: "Wir sollten uns in Deutschland weniger damit beschäftigen, eine Bastion zu schleifen, die Jahrhunderte überdauert hat und daraus auch ihren Mut bezieht, dem Zeitgeist zu trotzen."

Umweltminister Norbert Röttgen nennt den Kampf gegen den Klimawandel, für Nachhaltigkeit und den Schutz der Natur als Antwort auf die Frage, wie er sein Handeln nach dem "C" ausrichtet. "Das sind Themen, die sich mit christlichen Kernanliegen decken", findet er. Weiter heißt es: "In der christlichen Botschaft finden wir den ‚einfachen‘ Kern dessen, worauf es ankommt: die Würde von Mensch und Natur und die Gestaltungsspielräume künftiger Generationen zum eigentlichen Maßstab zu machen." Finanzminister Wolfgang Schäuble meint: "Die Relevanz einer Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes ergibt sich aus dessen bleibender Aktualität, die sich gerade auch in zentralen Fragen der Gegenwart bewährt", und nennt die derzeitige Finanzkrise als Beispiel. Der Mensch als Geschöpf brauche Grenzen. An diese müsse er erinnert werden. Das tue die christliche Tradition durch die Rede von Gott und durch das Gebot der Nächstenliebe.

CDU: "Ein großes ökumenisches Projekt"

Bildungsministerin Annette Schavan nennt die Gründung der CDU ein "großes ökumenisches Projekt". "Sie war getragen von der Überzeugung, dass das Christentum eine wirksame geistige Kraft gegen alles Totalitäre ist und damit das geistige Potenzial für den Aufbau einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung verbunden sei", schreibt sie. Für sie selbst sei die Geschichte der Begegnung Jesu mit dem reichen Mann, erzählt im zehnten Kapitel des Markus-Evangeliums, prägend. Jesus fordere den Gläubigen hier heraus, alles hinter sich zu lassen, seine Bindungen und seinen Reichtum. "Damit ist der Kerngedanke der Nachfolge in ihrer ganzen Ernsthaftigkeit angesprochen", findet Schavan. Familienministerin Kristina Schröder hingegen verweist auf ihren evangelischen Glauben als Kraftquelle. Gerade eine Familienpolitik zu schaffen, die Akzeptanz für die "Vielfalt unterschiedlicher Familienmodelle" fördere, sei für sie christliche Verpflichtung. (pro)

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