Paradies oder Hölle?

Für viele Touristen sind die Malediven das Urlaubsparadies Nummer eins, für ihre Bewohner könnte die Staatsangehörigkeit bald unangenehme Folgen haben. Der muslimische Inselstaat will wieder Todesurteile vollstrecken. Für Schlagzeilen sorgt zudem das asiatische Sultanat Brunei. Hier sollen nach Medienberichten offiziell Strafen aus dem islamischen Recht eingeführt werden.
Von PRO
Die Malediven – hier die Hauptstadt Male – sind ein Urlaubsparadies für viele Touristen. Das Land möchte in Zukunft wieder die Todesstrafe anwenden
Die Vereinten Nationen (UN) und die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) verurteilten vor allem die Entscheidung auf den Malediven scharf: „Wir appellieren an die Malediven, sich anderen Nationen anzuschließen, die die Menschenrechte akzeptieren, und sofort ein Moratorium auszurufen“, heißt es in einer HRW-Stellungnahme. Die Vereinten Nationen zeigten sich „sehr besorgt“. Im Weltverfolgungsindex der christlichen Menschenrechtsorganisation Open Doors belegten die Malediven regelmäßig Plätze unter den ersten zehn.

Todesstrafe nie offiziell abgeschafft

Die Todesstrafe wurde auf den Malediven nie offiziell abgeschafft. Die meisten Urteile wurden in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Laut der Nachrichtenagentur dpa schaffte die im März gewählte Regierung diese Möglichkeit nun in Fällen von vorsätzlichem Mord ab. Innenminister Umar Naseer kündigte laut der maledivischen Zeitung Minivan News an, die Vollstreckung auch auf andere Taten auszuweiten. Amnesty International sind 13 Todesurteile aus dem vergangenen Jahr bekannt, unter ihnen gegen zwei Jugendliche. Menschenrechtler sorgen sich auch um die Entwicklungen im Sultanat Brunei. Am Donnerstag wurden dort Strafen aus der islamischen Scharia-Gesetzgebung eingeführt. Für Vergehen wie Ehebruch, Vergewaltigung oder Blasphemie können die Bürger gesteinigt werden. Auch werden unislamische Publikationen verboten. Eine weitere Verschärfung ist laut Medienberichten nicht ausgeschlossen. Die Strafe soll auch bei Muslimen angewandt werden, die außerehelichen Geschlechtsverkehr haben, meldet die Neue Zürcher Zeitung.

Islamisches Recht, wie vor Jahrhunderten

Der Mini-Staat hat 420.000 Einwohner, von denen etwa 70 Prozent Muslime sind. Der sunnitische Islam ist Staatsreligion. Der 67-jährige Sultan Hassanal Bolkiah setzte sich persönlich für die Einführung der Scharia-Strafen ein. Er regiert das Königreich als absoluter Monarch und ist Staatsoberhaupt, Premierminister, Finanz- und Verteidigungsminister in Personalunion. „Wir lassen die Geschichte des islamischen Rechts wiederaufleben, so wie es vor Jahrhunderten in diesem Land praktiziert worden ist“, erklärte der Sultan in einer Rede, die auf seiner Website veröffentlicht ist. Laut Berichten der Deutschen Welle hat das Religionsministerium Moscheen angewiesen, Feiern zur Einführung der Scharia abzuhalten. Eine derart breite Anwendung der Todesstrafe verstoße gegen internationales Recht, kritisiert das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte. Steinigungen seien eine „grausame, inhumane oder herabwürdigende Behandlung oder Strafe“ und daher eindeutig verboten. Auch die christlichen und buddhistischen Minderheiten sind von der Einführung des Scharia-Strafrechts betroffen.

Keine Kritik in den sozialen Netzwerken zulässig?

Weil in den sozialen Netzwerken lebhaft über den Schritt des Sultans diskutiert wird, warnen die inländischen Behörden davor, den Sultan zu kritisieren. Die genauen Beweggründe des Sultans sind unklar. Zur Vorbereitung hatte Bolkiah eine Delegation nach Saudi-Arabien geschickt, um von den dortigen „beispiellosen Erfahrung in dieser Materie zu profitieren“. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/hass-unter-palmen-81802/Weltverfolgungsindex: Zunehmende Bedrohung in afrikanischen Ländern (pro)https://www.pro-medienmagazin.de/nachrichten/detailansicht/aktuell/weltverfolgungsindex-zunehmende-bedrohung-in-afrikanischen-laendern-80586/
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