Papstbesuch, Kirchentag und die Medien

Innerhalb weniger Monate finden in Mitteldeutschland zwei christliche Großereignisse statt: Die Protestanten treffen sich Anfang Juni zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. Im September ist Benedikt XVI. bei seinem ersten offiziellen Deutschlandbesuch unter anderem in Erfurt zu Gast. Die Medien haben die Aufgabe, Christen, Suchende und Kirchengegner zugleich anzusprechen. Wie dies gelingen kann, haben Vertreter der Landeskirchen und der Medien in einer Podiumsdiskussion beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig am Dienstag diskutiert.
Von PRO

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bewegt sich die Zahl der Kirchenmitglieder je nach Region zwischen 10 und 40 Prozent. Die meisten der dort lebenden Menschen sind kirchlich nicht gebunden. Für diese Menschen von den anstehenden christlichen Großereignissen zu berichten und damit medial anzusprechen, stellt den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) als öffentlich-rechtlichen Sender vor eine Herausforderung. Der Intendant des MDR, Udo Reiter, sieht in der Berichterstattung einen Informations- und Kulturauftrag. "Zum einen berichten wir über das, was im Sendegebiet passiert. Zum anderen haben wir nicht die Aufgabe der Heidenmission, aber über das, was unsere Kultur christlich und kirchlich geprägt hat, zu vermitteln – gerade in Kreisen in denen man das Wissen verloren hat", sagte der MDR-Intendant. "Dabei ist er erforderlich, das, was passiert, darzustellen, zu interpretieren und zu versuchen, den Sinn und die historische Entwicklung nahezubringen."

Ein anderes Bild von Kirche wecken

Die Vertreter der Kirchen hoffen, dass durch die mediale Begleitung der Großveranstaltungen ein anderes Bild von Kirche vermittelt werden kann. Für den Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche Sachsen Jochen Bohl geht von dem Evangelischen Kirchentag eine besondere Ausstrahlung aus, die auch kirchenferne Menschen ansprechen kann. Er glaubt, dass viele Menschen beim Kirchentag ein Bild von Kirche vermittelt bekommen, "das sie so nicht für möglich gehalten hätten" und somit einen Impuls zum Nachdenken erhalten.

Der katholische Bischof Dr. Joachim Wanke betonte, dass der Besuch des Papstes in Thüringen eine Geste der Verbundenheit mit den neuen Bundesländern sei, der den Blick für das religiöse Leben weiten könne. Mit der Ökumene als Schwerpunkt der Papstreise würden "Bilder entstehen, die um die Welt gehen werden". Allerdings müsse man dabei "beim Eigenen bleiben, aber das Eigene in den Kontext des Heute stellen".

Nicht von der Kernbotschaft abweichen

Wie das Bild der christlichen Großereignisse dargestellt wird, hängt von den Diskussionen ab, die stattfinden werden. Auch das ZDF sieht in der Berichterstattung über die Großereignisse seinen Auftrag, das gesellschaftliche und kulturelle Leben abzubilden. Für den stellvertretender Chefredakteur des ZDF, Elmar Theveßen, ist es in den letzten Jahren journalistisch interessanter geworden, über christliche Großveranstaltungen zu berichten. "Wir werden bei der journalistischen Begleitung aufzeigen, inwieweit wichtige gesellschaftliche Fragen diskutiert werden oder ob man sie eher wegschiebt", so Elmar Theveßen. Ein buntes Festprogramm werde vielen Zuschauern nicht ausreichen.

Dagegen sieht der Intendant des MDR eine Gefahr für die Kirchen, von dem Medieninteresse verführt zu werden. "Ich habe das Gefühl, dass die Kirchen im Umgang mit Medien zu viel von sich und ihrem Kern abrücken, um den Gesetzmäßigkeiten der Medien und den Bedürfnissen der Gesellschaft entgegenzukommen", sagte Reiter. Man dürfe nicht zugunsten der medialen Wirkung von der Kernbotschaft abweichen. (pro)

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