Papst verklagt Satiremagazin „Titanic“

Weil er sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlt, hat Papst Benedikt XVI. das Satiremagazin "Titanic" zu einer Unterlassungserklärung aufgefordert. Auf dem aktuellen Titelbild ist er mit einem gelben Fleck abgebildet. "Die undichte Stelle ist gefunden" titelt das Blatt mit Blick auf den sogenannten "Vatileaks-Skandal". Das Magazin hat die Verbreitung inzwischen gestoppt.

Von PRO

Der Papst habe Erzbischof Angelo Becciu angewiesen, in seinem Namen die Bonner Kanzlei Redeker/Sellner/Dahs mit der Durchsetzung der Unterlassung zu beauftragen, meldet der Mediendienst "dwdl.de". Leo Fischer, Chefredakteur der "Titanic", versicherte "dwdl.de", dass die Angelegenheit kein Scherz sei. Im Gegenteil: "Wir haben den Eingang des Faxes zunächst selbst für einen Scherz gehalten."

Die Deutsche Bischofskonferenz bestätigte indessen den Rechtsstreit. "Titelbild und Rückseite der aktuellen Titanic-Ausgabe sind rechtswidrig. Sie verletzen den Heiligen Vater in seinen Persönlichkeitsrechten. ‚Titanic‘ überschreitet jedes Maß an Zumutbarem", sagte ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Auf dem Titel der Juli-Ausgabe ist der Papst zu sehen, wie er lächelnd beide Hände in den Himmel streckt. Seine Leibesmitte hat das Satiremagazin gelb eingefärbt. Dies soll suggerieren, der Papst habe sich in die Hose gemacht. Auf der Rückseite des Magazins ist der Papst von hinten zu sehen, die Leibesmitte ist dabei braun eingefärbt.

"Benedikt muss uns missverstanden haben", wies Fischer die Vorwürfe zurück. Das Titelbild zeige den Papst, wie er vor Freude über die Aufklärung der Spitzelaffäre "Vatileaks" ein Glas Limonade über seine Soutane verschütte. "Es ist allgemein bekannt, daß [sic!] der Papst ein großer Freund des Erfrischungsgetränks ‚Fanta‘ ist", sagte Fischer laut "Titanic.de". Um Missverständnisse auszuräumen, hoffe man auf ein persönliches Gespräch mit Benedikt XVI.

Womöglich Verbot der Juli-Ausgabe

Eine Unterlassungserklärung werde man einstweilen nicht unterschreiben, erklärte Fischer noch am Dienstag Nachmittag gegenüber "dwdl.de". Am Abend gab er jedoch bekannt, das Titelbild nicht mehr zu verbreiten. Damit befolge das Magazin eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg, in der ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro angedroht sei.

Das Magazin hoffe immer noch auf eine Einigung mit Benedikt XVI. Sollte diese nicht zustande kommen, werde das Heft möglicherweise ohne Titel verkauft. In einer ersten Reaktion am Dienstag hatte sich Fischer über die unverhoffte Aufmerksamkeit gefreut, die durch die Klage aufkam. "Ich hätte den Papst für klüger gehalten", so Fischer.

Der Vatikan war in den vergangenen Monaten immer wieder durch die Enthüllung vertraulicher Dokumente des Kirchenstaates in italienischen Medien in die Schlagzeilen geraten. Im Zusammenhang mit diesem "Vatileaks" genannten Skandal war der Kammerdiener des Papstes Benedikt XVI., Paolo Gabriele, verhaftet worden.

Streitbares Magazin

Das Satiremagazin "Titanic" erscheint monatlich mit einer Auflage von 99.760 Exemplaren. Es ist damit nach dem "Eulenspiegel" die zweitgrößte Satirezeitschrift in Deutschland. Leo Fischer ist seit Oktober 2008 Chefredakteur.

Jede Ausgabe überprüft eine Rechtsanwältin vor der Veröffentlichung. Dennoch kommt es regelmäßig zu Anklagen gegen das Magazin, unter anderem vom Elektronikkonzern Apple oder dem ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. Seit der Gründung im Oktober 1979 wurden 35 Ausgaben verboten. Die Katholische Kirche klagte bereits achtmal gegen das Magazin, darunter viermal wegen Verunglimpfung des Papstes. (pro)

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