Am Dienstag hat Papst Franziskus erstmals vor dem Europaparlament in Straßburg gesprochen. Er rief die Abgeordneten dazu auf, das menschliche Leben höher zu achten als wirtschaftliche Interessen.
Papst Franziskus hat am Dienstag das Europaparlament besucht
Mit einer Botschaft der Hoffnung und Ermutigung für die europäischen Bürger sei Papst Franziskus nach Frankreich gekommen. Das betonte der Pontifex bei seiner Rede vor dem Europaparlament am Dienstagvormittag. Es war die erste Rede eines Papstes vor dem Gremium seit 1988. Vor 26 Jahren ging es Papst Johannes Paul II. vor allem um die Wiedervereinigung. Franziskus Thema waren nun Menschenwürde und Menschenrechte. Wie erwartet kritisierte das Oberhaupt der Katholiken die Flüchtlingspolitik Europas: „Es ist nicht hinnehmbar, dass das Mittelmeer zu einem Massenfriedhof wird“, sagte er. Migranten innerhalb der EU müssten außerdem faire Beschäftigungsbedingungen geboten werden.
Franziskus forderte einen wirksamen Schutz der Familie und der Umwelt. Der Mensch betrachte sich zu oft als „Herren“ statt als „Hüter der Natur“. Dies betreffe unter anderem den landwirtschaftlichen Sektor: „Es ist nicht tolerierbar, dass Millionen von Menschen den Hungertod sterben, während täglich Tonnen von Lebensmitteln auf den Müll geworfen werden.“
Weniger Individualismus, mehr Rücksicht
Europa laufe Gefahr, den Individualismus überzubetonen und so Schwache, Kranke oder Alte auf der Strecke zu lassen. Die Wirtschaftskrise habe dieses Problem noch verschärft. Ein Teil der Menschheit lebe in „unhaltbarem Überfluss“, sei aber gleichgültig gegenüber den Ärmsten. Dazu zählte Franziskus auch jene, „die vor der Geburt getötet werden“. Eine solche „Wegwerfkultur“, beruhend auf uneingeschränktem „Konsumismus“, sei für ihn nicht hinnehmbar.
Die Zukunft Europas, so der Papst weiter, hänge von der Wiederentdeckung der Transzendenz ab. Nur so könne der Mensch verhindern, Spielball von Moden und Trends zu werden. Der Beitrag des Christentums für diese Entwicklung sei elementar und keinesfalls eine Gefahr für die Trennung von Kirche und Staat. Der Glaube trage stattdessen zur Stärkung des Humanismus bei, etwa, indem er dem Extremismus entgegenwirke. „Es ist gerade die Gottvergessenheit und nicht seine Verherrlichung, die Gewalt erzeugt“, sagte der Papst. Damit antwortete er auch jenen Kritikern, die ihn lieber nicht als Redner im EU-Parlament gesehen hätten. Im Vorfeld war der Vorwurf einzelner Abgeordneter laut geworden, ein solche Auftritt untergrabe den Säkularismus.
Christen halten Europa aufrecht
Aufgabe der Christen in Europa sei es, die Gesellschaft aufrecht zu halten, so wie die Seele den Körper aufrecht erhalte, führte der Papst weiter aus. Die Politik rief er dazu auf, ein Europa aufzubauen, das sich nicht um die Wirtschaft drehe, sondern um die Heiligkeit des menschlichen Lebens.
Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) betonte seinerseits die Gemeinsamkeiten von EU-Politik und Katholizismus. Die Politik müsse das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen, und versuchen, soziale Gerechtigkeit herzustellen und Frieden zu schaffen. „Ihre Worte haben enorme Bedeutung, weil sie uns alle angehen“, sagte Schulz in Richtung des Papstes. Seine Botschaft des Friedens und des Miteinanders führe vor Augen, dass Europa vereint stärker sei als jedes Land für sich. (pro)
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