Papst Benedikt XVI. tritt zurück

Papst Benedikt XVI. will sein Amt zum 28. Februar aufgeben. Als Grund nannte er sein fortgeschrittenes Alter. Das berichtet unter anderem die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Bis Ostern soll ein neuer Papst gewählt sein.
Von PRO

Papst Benedikt XVI. gibt sein Pontifikat am 28. Februar ab. Das teilte Joseph Ratzinger (85) am Montag überraschend während eines öffentlichen Konsistoriums in Rom mit. Er kündigte seine ungewöhnliche Entscheidung in lateinischer Sprache an und verwies dabei unter anderem auf sein fortgeschrittenes Alter.

In seiner Ansprache sagte Benedikt, er spüre das Gewicht der Aufgabe, dieses Amt zu führen, habe lange über seine Entscheidung nachgedacht und sie zum Wohl der Kirche getroffen. Er sei sich der Schwere dieser Entscheidung wohl bewusst, erklärte aber in voller Freiheit, das ihm am 19. April 2005 von den Kardinälen anvertraute Amt auf dem Stuhl Petri abzugeben. Die Kardinäle werden gebeten sein, für die Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes zusammenzukommen.

Papst-Bruder Georg Ratzinger nannte die angeschlagene Gesundheit von Benedikt XVI. als Grund für dessen Rücktritt. "Das Alter drückt", sagte der 89-Jährige am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Sein Arzt habe dem Papst geraten, keine transatlantische Reisen mehr zu unternehmen, sagte Georg Ratzinger weiter. Auch das Gehen bereite seinem Bruder zunehmend Schwierigkeiten.

Der Dekan der katholischen Kirche, Angelo Sodano, nannte die Ankündigung einen "Blitz aus heiterem Himmel". Benedikt, seit 2005 im Amt, hatte bereits vor einiger Zeit deutlich gemacht, dass er es sich durchaus vorstellen könne, etwa aus Gesundheitsgründen das Pontifikat abzugeben. Die Kardinäle waren eigentlich zusammengekommen, um über mehrere neue Heiligsprechungen abzustimmen.

Auf dem Petersplatz herrschte ungläubiges Staunen unter den Touristen und Gläubigen, wir die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Italiens Regierungschef Mario Monti nahm die unerwartete Nachricht erschüttert auf.

Benedikt ist der erste Papst seit knapp 600 Jahren, der sein Amt freiwillig aufgibt.

Die Erklärung des Papstes im Wortlaut:

Liebe Mitbrüder!

Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewißheit gelangt, daß meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.

Ich bin mir sehr bewußt, daß dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, daß ich mein Unvermögen erkennen muß, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.

Im Bewußtsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so daß ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muß.

Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe.

Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.

Bundesregierung: "Bewegende Meldung"

Die Bundesregierung hat sich in einer ersten Reaktion zurückhaltend zur Ankündigung von Papst Benedikt XVI. geäußert, sein Pontifikat am 28. Februar abzugeben. Regierungssprecher Steffen Seibert, den die Meldung während der
Bundespressekonferenz am Montag in Berlin erreichte, bat um Zeit für eigene Recherchen. Er sagte aber: "Das wäre eine bewegende Meldung." Der Papst hatte seine Entscheidung kurz zuvor überraschend während eines öffentlichen Konsistoriums in Rom in lateinischer Sprache mitgeteilt.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat mit großem Respekt auf die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. reagiert. Vor allem denke er an die Begegnung mit dem Papst 2011 in Erfurt zurück, wo dieser das Wirken des Reformators Martin Luthers gewürdigt habe, erklärte Schneider am Montag. Die EKD danke dem Papst für alle theologischen Gespräche und Diskussionen. "Ich wünsche Papst Benedikt nun von ganzem Herzen erfüllte Jahre, die er ohne die Bürde des Amtes verleben möge." Es gehöre zum Maß des Menschlichen, dass Ämter nur auf Zeit wahrgenommen werden. (pro/dpa)

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