Sie sind in aller Munde: die Panama Papers. Die Medien überschlagen sich mit immer neuen Berichten. Auf den ersten Blick scheint das Thema den Normalbürger kaum zu betreffen. Doch ein zweiter Blick zeigt: Indirekt forciert das System der Briefkastenfirmen unter anderem den Syrien-Krieg mit Millionen von Flüchtlingen. Ein Kommentar von Swanhild Zacharias
Bei Offshore-Dienstleistern geht es nicht nur um das Verstecken von Geldern. Indirekt lassen sich über kriminelle Aktivitäten durch Briefkastenfirmen auch Kriege finanzieren wie das Beispiel des Assad-Regimes zeigt.
Die vertraulichen Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca sind das Thema der Stunde. So ist zumindest der Eindruck. Denn trotz aller Berichterstattung hat man das Gefühl, für den Normalbürger, der kein Finanzexperte ist, ist das Thema weit weg. Flüchtlingskrise, Terrorbedrohung und das allgegenwärtige Thema Islam – davon fühlt sich jeder im Alltag betroffen. Aber die Panama Papers? Ein weiterer Steuerskandal, der die Finanzwelt erschüttert. Wieder einmal hochrangige Politiker und bekannte Persönlichkeiten, die den Fiskus um Millionen betrügen – empörend, aber kaum überraschend. Von den Enthüllungen um die Panama Papers scheint der normale Bürger, der keine Millionen auf dem Konto hat, auf den ersten Blick wenig betroffen zu sein – abgesehen von seinem Gerechtigkeitsgefühl und den wirtschaftlichen Folgen, die Steuersünder für ein Land mit sich bringen.
Syrien: Kriegsfinanzierung durch Offshore-Konten
Erst der zweite Blick zeigt, dass es bei den Enthüllungen nicht einfach nur um das Verstecken von Geld geht. Weltweite Notstände, Kriege und die Flüchtlingskrise werden indirekt auch durch das System der Briefkastenfirmen forciert. Ein Beispiel ist der syrische Diktator Baschar al-Assad. Enthüllungen der Süddeutschen Zeitung (SZ) zeigen, wie er wahrscheinlich den Syrienkrieg durch Briefkastenfirmen in Panama mindestens mitfinanziert. Mehrere dieser Firmen, betrieben von der in Panama ansässigen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, stehen in enger Verbindung zum Assad-Regime. Unter anderen taucht Assads Cousin Rami Makhlouf, der reichste Mann Syriens, in den Panama Papers auf. Seit 1998 soll er Kunde des besagten Offshore-Dienstleisters sein. Auch drei weitere Cousins des syrischen Diktators finden sich nach Angaben der SZ auf der Liste.
So sei es zu erklären, dass dem syrischen Machthaber trotz Sanktionen und einem internationalen Embargo nie Geld und Benzin ausgegangen seien, um den Krieg weiterzuführen, analysiert die SZ. Auch mutmaßliche Finanziers der Terrorgruppen wie die Hisbollah und Al-Kaida tauchen in den Papieren auf.
Die Redakteure der SZ, denen die Daten zugespielt worden waren, fordern eine weltweite Initiative, die sich gegen diese Praktiken wendet. Denn nur einzelnen Offshore-Dienstleistern nachzugehen, wäre ein Tropfen auf den heißen Stein. Weltweit warten weitere Steueroasen, in denen unter anderem Terrorgruppen und Machthaber ihre Gelder verstecken können, sobald eine der Firmen ins öffentliche und mediale Interesse gerät.
Allein wegen des Syrienkrieges sind zehn Millionen Menschen auf der Flucht. Menschen, die unter anderem nach Deutschland kommen. Illegale Geschäfte und Geldtransfers, die über Briefkastenfirmen getätigt werden, haben erheblichen Einfluss auf die Weltwirtschaft, die weltweite Sicherheitslage und damit auf jeden Einzelnen. (pro)
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