Pakistan: 14-Jährige im Blasphemie-Fall frei gesprochen

Rund zwei Monate nach der Freilassung der 14-jährigen pakistanischen Christin Rimsha Mashi aus der Untersuchungshaft hat der Hohe Gerichtshof in Islamabad die Klage wegen Gotteslästerung am Dienstag fallen gelassen. Jetzt wird gegen einen Imam ermittelt, der Beweise gefälscht haben soll.
Von PRO

Die 14-jährige und geistig behinderte Rimsha, die im August 2012 wegen Blasphemie angeklagt wurde, ist frei gesprochen worden. Ihr war vorgeworfen worden, Koranverse verbrannt zu haben. Am Dienstag hat der Hohe Gerichtshof in Islamabad die Anklage aus Mangel an Beweisen fallen gelassen, wie der staatliche Fernsehsender PTV meldet. Derzeit wird einem Imam aus der Nachbarschaft der Familie vorgeworfen, Rimsha zu Unrecht beschuldigt zu haben. Zudem soll er Beweise gefälscht haben. Angebliches Motiv für die Handlung sollen die Spannungen zwischen Christen und Muslimen im Armenviertel Mehrabadi gewesen sein. Es wird vermutet, dass er so die Christen aus dem Viertel vertreiben wollte.

Gesellschaft für bedrohte Völker fordert Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes

Das umstrittene Blasphemie-Gesetz wurde 1986 von Militärdiktator Muhammad Zia ul-Haq eingeführt. Es verbietet die Beleidigung jeder Religion und kann mit lebenslanger Haft oder dem Tod bestraft werden. Angewendet wird es in der Praxis meist nur bei einer angeblichen Herabsetzung des Islams. Liberale Muslime und religiöse Minderheiten fordern daher einen besseren Schutz vor dem willkürlichen Missbrauch des Gesetzes. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist erleichtert über die Einstellung des Blasphemie-Verfahrens. In einer Pressemitteilung fordert GfbV-Asienreferent Ulrich Delius, dass Pakistan nach der Wahl in den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen nun wie versprochen das Blasphemie-Gesetz endgültig abschaffe. "Doch so absurd das Verfahren und die konstruierten Vorwürfe gegen das geistig behinderte Mädchen waren, sie sind nur die Spitze eines Eisbergs", sagte Delius.

Christen fliehen aus dem Slum

Nach Rimshas Verhaftung im August 2012 gab es wütende Demonstrationen von aufgebrachten Muslimen. Ladenbesitzer verkauften keine Ware mehr an Christen und stellten ihnen kein Wasser zur Verfügung. Aus dem Armutsviertel Mehrabadi sind die Christen geflohen. Muslime drohten damit, Häuser anzuzünden und gaben ihnen Zeit, diese bis zum 1. September zu räumen. Rund drei Wochen nach der Festnahme wurde Rimsha gegen Kaution freigelassen und lebt seitdem mit ihren Eltern in einem Versteck. (pro)

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