Der Text „Soviel Liebe und Zärtlichkeit – Eine Frau liebt Kinder“ erschien 1980 in dem Sammelband "Pädophilie heute" von Joachim S. Hohmann. Nach Angaben von Spiegel Online berichtet die Politikerin darin über die eigene Erfahrung einer sexuellen Beziehung zu einem Mädchen. Döring selbst sei zu der Zeit 19 Jahre alt gewesen. Nur ein Kind, insbesondere ein Mädchen, könne ihre Bedürfnisse erfüllen, heiße es in dem Aufsatz.
Aus heutiger Sicht sei ihre damalige Haltung „völlig inakzeptabel“ und die politische Aktivität in entsprechenden Organisationen ein großer Fehler gewesen, erklärt die 53-Jährige in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage. „Ich distanziere mich in aller Deutlichkeit von allen Schriften und politischen Aktionen aus diesem frühen Kapitel meines Lebens und weise darauf hin, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen“, schreibt Döring. Ihre Gedanken seien „unreif“ und aus der Sicht einer verheirateten Frau und Mutter „unvorstellbar peinlich“ gewesen. Sie könne ihre damalige Haltung heute nicht mehr nachvollziehen. Parteipolitisch sei sie damals nicht aktiv gewesen.
Trotzdem zog Döring ihre Kandidatur für ihren Wahlkreis zurück. Sie wolle von ihrer Familie und von der FDP möglichen Schaden abwenden. Die hessische FDP nehme die Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis, sagte FDP-Landeschef Jörg-Uwe Hahn. Sie zeige, dass Döring Verantwortung übernehme.
Aufarbeitung der Pädophilievorwürfe
Ans Licht kam der Text durch die Aufarbeitung der Pädophilievorwürfe gegen Bündnis 90/Die Gründen durch den Göttinger Professors und Parteienforscher Franz Walter. Sein Institut für Demokratieforschung untersucht derzeit den Einfluss von Pädophilen-Gruppen bei den Grünen.
Auch andere Politker stehen wegen der Thematik in Kritik. Angestoßen wurde die Debatte durch Beschreibungen des Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit in den 70er Jahren von erotischen Spielen mit Kindern. Er distanzierte sich jedoch von den Aussagen. In den Anfängen von Bündnis 90/Die Grünen gab es eine Gruppe, die „Bundesarbeitsgemeinschaft Kommune-Bewegung der Grünen“, welche Pädophilie befürwortete. In den 80er Jahren verließen sie die Partei jedoch. Heute distanzieren sich die Parteimitglieder von der damaligen Strömung.
In einen Interview mit der Zeitung Welt am Sonntag sagte der Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin: „Das ist eine Geschichte, bei der wir ganz bewusst gesagt haben: ‚Wir lassen sie wissenschaftlich aufarbeiten.‘ Wir haben uns dafür jemanden gesucht, der eine hohe Reputation hat und dem man alles Mögliche nachsagen kann, aber eines nicht: dass er ein Freund der Gründen sei.“ Dem Parteienforscher Walter seien keine Vorgaben für seine Arbeit gemacht worden. „Mit dem Ergebnis muss man sich auseinandersetzen und man muss gucken, welche weiteren Konsequenzen gegebenenfalls daraus zu ziehen sind“, ergänzte Trittin. Es habe sich damals um eine „völlig falsche Einstellung zu Straftaten gehandelt. Seit 20 Jahren gebe es innerhalb der Partei eine klare Positionierung.
Erika Steinbach, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, erklärte zur Entscheidung Dörings: "Ihr ist Respekt für diesen Schritt zu zollen. Auf derart verantwortungsvolle Reaktionen wartet man seitens der Grünen bis heute vergeblich – obwohl die Bemühungen, Sex mit Kindern straffrei zu stellen, vor allem durch die Grünen mit Intensität betrieben wurden. Verantwortung dafür zu übernehmen, legt nahe, dass grüne Politiker, die Verfechter dessen waren, ihre Mandate niederlegen. Verantwortung übernehmen bedeutet auch, dass die grüne Partei sich von diesen Personen trennt."
Die Grünen-Polikerin Katrin Göring-Eckardt äußerte sich nicht zu der Debatte. Auf eine Anfrage von pro hat sie bis jetzt nicht reagiert. (pro)