Pädagogin: Basteln statt Computer spielen

Gegen Computer in Kindergärten hat sich eine Suchtexpertin im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ausgesprochen. Ein früher Medienkonsum führe nicht zwangsläufig zu mehr Kompetenz. Statt dessen könnte die soziale Entwicklung der Kinder leiden.

Von PRO

"Es gibt keine Studie, die belegt, dass Kinder bei frühem Medienkonsum medienkompetenter würden", sagte die Sozialpädagogin Birgit Grämke von der Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung Mecklenburg-Vorpommern in einem Gespräch mit der dpa. Wenn in der Grundschule mit der Computerbildung begonnen werde, reiche das völlig aus. Da kleine Kinder ihre Welt mit allen Sinnen wahrnähmen, bestehe die Gefahr, dass bei zu früher Beschäftigung mit der virtuellen Computerwelt wichtige Sinne verkümmerten. "Computer bedienen, wie auch der Fernseher, nur die Sinne Hören und Sehen", sagte Grämke. Bewegung spiele keine Rolle, Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn würden nicht gefordert.

Wichtig sei vor allem, dass die Kinder sich mit ihrer Umwelt und anderen Kindern auseinandersetzten und so lernten, Konflikte zu lösen. Einschulungsuntersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern hätten gezeigt, dass über 16 Prozent der Kinder motorische Defizite haben. Emotional-soziale Entwicklungsverzögerungen hätten ebenso zugenommen. "Diese Kinder haben in der realen Welt nicht gelernt, sich zu reiben", sagte Grämke. So entwickelten sie kein gesundes Selbstvertrauen, was wiederum eine spätere Flucht in virtuelle Welten und eine Mediensucht begünstige.

Grämke warnte: "Die Kinder dürfen auf gar keinen Fall alleine vor dem Computer sitzen, auch nicht mit einem Lernspiel." Wenn dennoch ein Computer genutzt würde, dann müsse "zwingend ein pädagogisches Konzept her". Die Erzieherinnen müssten geschult werden. Denkbar wäre etwa ein Gruppenprojekt mit Fotos, die am Computer bearbeitet würden. Viel besser wäre es aber, wenn die Drei- bis Sechsjährigen das Album mit Schere und Leim bastelten. "Viele Kinder haben bereits einen zu hohen Fernsehkonsum, da sollte die Kita eher gegensteuern und zeigen, was es in der realen Welt alles zu erleben gibt", sagte Grämke. (pro)

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