„Beleidigungen im Netz müssen geahndet werden“

Nutzer dürfen das Internet nicht als rechtsfreien Raum empfinden. Wenn der Eindruck entstehe, dass Gemeinheiten dort keine Folgen haben, würden sie als angemessen empfunden. Der Medienpädagoge Gregory Grund betont in der Süddeutschen Zeitung: „Jemanden im Netz zu beleidigen oder es ihm ins Gesicht zu sagen, ist das gleiche und muss geahndet werden.“
Von PRO
Jugendliche mit Handy

Junge Menschen teilen immer häufiger und sorglos rassistische, volksverhetzende oder kinderpornografische Inhalte per WhatsApp. Für den Medienpädagogen Gregory Grund hat das Gründe: Die Jugendlichen wollen ihrem sozialen Umfeld „krassen Content mit hohem Neuigkeitswert“ zeigen. Ein Indiz für eine grundsätzlich verrohte Jugend sieht er darin nicht.

Der 38-jährige Gesellschafter des Unternehmens „Digitale Helden“ verweist im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung auf seine eigene Jugend. Dort habe es Internetportale gegeben, in denen Fotos von Unfall- und Mordopfern gezeigt wurden. Mit Bildern aus der Erwachsenenwelt habe man prahlen und den Eindruck erwecken können, dass man reifer und älter sei.

„Eltern müssen sich um die Kinder kümmern“

Die heute verschickten Szenen empfindet er als noch drastischer. Grund glaubt, dass Jugendliche bei den Abbildungen heute oft nicht mehr die reale Situation dahinter kennen würden. Das Einstiegsalter zur WhatsApp-Nutzung sinke beständig. Grund wünscht sich von den Eltern, dass sie sich um die Mediennutzung ihrer Kinder und deren Fragen kümmern, wenn diese ein Gerät erhielten.

Grund fragt, warum ein achtjähriges Mädchen ein internetfähiges Smartphone haben sollte. Ein Smartphone sorge nicht nur für Unterhaltung, sondern löse auch Stress und sozialen Druck aus. Neben ständig „einprasselnden Nachrichten“ tauche irgendwann „in jedem Klassenchat krasser Content auf“.

Eltern sollten ihren Kindern eine klare Haltung vermitteln und immer zum Gespräch bereit sein, sobald ihren Sprösslingen etwas Verstörendes begegne. Eltern, aber auch Lehrer, sollten sich als Begleiter anbieten und ihnen sagen: „Du bist nicht allein.“ Gerade in der Anfangsphase sei es wichtig, die geteilten Inhalte anzuschauen, um ein Gespür dafür zu bekommen, „wie man untereinander einen respektvollen Umgang hinbekommt“.

Klare Spielregeln in Klassen-Chats

Für Klassenchats müssten klare Spielregeln gelten. Bei strafrechtlich relevanten Inhalten sei es wichtig, die Schulleitung zu informieren. Diese riefen dann häufig die Polizei. „Es macht einen Unterschied, ob meine Mutter, mein Lehrer, ein Medienpädagoge oder eben ein Polizist mit einer Kanone an der Hüfte hereinkommt und sagt: Ihr seid verantwortlich für das, was ihr tut.“ Schule habe das Mandat einzugreifen und zu fragen, ob etwas strafrechtlich relevant sei.

Grund sieht gute Bemühungen von Staatsanwaltschaften, gegen Inhalte der Klassenchats und Hassrede vorzugehen. Das findet er wichtig, weil nicht der Eindruck entstehen dürfe, dass es sich beim Internet um einen rechtsfreien Raum handelt: „Jemanden im Netz zu beleidigen oder es ihm ins Gesicht zu sagen, ist das gleiche und muss geahndet werden.“

Von: Johannes Blöcher-Weil

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