Welchen Einfluss haben Bekenntnisschulen auf den Glauben?

In den USA ist ein Soziologe der Frage nachgegangen, welchen Einfluss christliche Bekenntnisschulen auf den Glauben ihrer Schüler haben. Werden junge Menschen automatisch zu Christen, wenn sie an einer solchen Schule groß werden? Nicht unbedingt - denn einen weitaus größeren Einfluss haben Eltern und Freunde.
Von PRO

Die Frage, ob eine christliche Schule den Glauben des Kindes positiv beeinflusst, ist nicht leicht zu beantworten. Die wohl größte Schwierigkeit einer solchen Untersuchung besteht in der Unterscheidung, welcher Faktor den entscheidenden Einfluss auf das Glaubensleben des Kindes hat. Zwar steht die Tatsache, dass Kinder an Bekenntnisschulen religiöser sind als solche an staatlichen Schulen, wohl außer Frage. Doch wie kommt das? Durch den Einfluss der Schulen, also Andachten am Morgen oder das Vorbild der Lehrer? Oder ist vielleicht eher die Tatsache entscheidend, dass die Kinder zum größten Teil aus Familien und einem Umfeld kommen, in denen das Thema Glaube seit jeher eine wichtige Rolle spielt?

Der Soziologe und angehende Doktorand Jeremy Uecker hat den Einfluss der Schulen auf das Glaubensleben der dort unterrichteten Jugendlichen untersucht. Dabei stützt er sich auf Daten der „National Survey of Youth and Religion“ (NSYR), einer Untersuchungsreihe, die das religiöse Leben amerikanischer Jugendlicher regelmäßig untersucht. Hierzu befragen Wissenschaftler die Jugendlichen ausführlich zu ihrer Religiosität: Das beinhaltet Fragen zum persönlichen Glauben, dem ihrer Freunde, zu Tätigkeiten in Religionsgemeinschaften und zum religiösen Leben ihrer Eltern. Letztere Angaben waren für Uecker von besonderer Bedeutung. Denn sie lieferten ihm einen Anhaltspunkt, inwiefern der Glaube der Kinder vom religiösen Umfeld, also Familie und Freunde, oder von der Schule beeinflusst wird.

Entscheidender Einfluss: Familie und Freunde

Teil der Untersuchung Ueckers waren auch katholische Schulen sowie Kinder, die von ihren Eltern zu Hause unterrichtet werden. Während er hier aber kaum Einfluss auf die Religiosität festgestellt hat, sieht das Ergebnis bei evangelischen Bekenntnisschulen anders aus. Uecker kommt zu dem Schluss, dass evangelische Bekenntnisschulen, wozu er auch evangelikale Formen zählt, tatsächlich einen gewissen Einfluss auf den Glauben der Schüler haben. Eher als Schüler an staatlichen Schulen sind sie der Meinung, dass der Glaube wichtig sei für die Gestaltung ihres Alltags. Zudem lesen sie öfter in der Bibel und beten häufiger, wenn sie alleine sind.

Keinen Einfluss hat der Besuch einer Bekenntnisschule allerdings auf Tätigkeiten in der Gemeinde, also beispielsweise den Besuch des Kindergottesdienstes oder des Jugendkreises: Hier sind solche Schüler nicht öfter anzutreffen als solche, die eine staatliche Schule besuchen.

Den entscheidenden Einfluss auf das Glaubensleben von Kindern und Jugendlichen findet Uecker dann auch woanders, nämlich im privaten Umfeld der Heranwachsenden. Insbesondere das Glaubensleben der Eltern und Freunde wirkt sich auf die Kinder aus: Schüler mit Eltern, die selber gläubig sind, räumen ihrem Glauben eine größere Bedeutung bei als solche, die aus einem nicht-christlichen Umfeld kommen. Sie beten öfter und lesen in der Bibel, auch wenn sie alleine sind. Außerdem besuchen sie öfter die Kirchen oder Gemeinden.

Die christliche Zeitschrift „Christianity Today“ kommentiert das Ergebnis folgendermaßen: „Die gute Nachricht für Eltern ist die, dass die Wahl der Schule wichtig ist. Aber das Wichtigste, das gläubige Eltern für ihre Kinder tun können, ist, ihnen den eigenen Glauben vorzuleben und sie zu ermutigen, Freundschaften mit Gleichaltrigen einzugehen, die selber gläubige Christen sind.“ (PRO)

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