Preisgekröntes „Lernspiel“ kostenlos im Internet

Computerspiele bedeuten nicht nur wildes Geballer oder sinnfreies Daddeln mit springenden Fantasiefiguren. So genannte "Lernspiele" machen immer mehr von sich reden. Ein Adventure der Zentralen Geschäftsstelle polizeilicher Kriminalprävention wurde im letzten Jahr mit dem "Serious Games Award" ausgezeichnet; vor wenigen Tagen erschien ein Nachfolger, das wie sein Vorgänger kostenlos aus dem Internet geladen werden kann.
Von PRO

„Serious Games“ ist eine Kategorie von Computerspielen, die dem Spieler mehr vermitteln wollen als ein paar Stunden adrenalingeladenes Zocken. Es sind Spiele, die nicht vorrangig der Unterhaltung dienen, sondern in der Bildung und Weiterbildung, in der Medizin oder gar im Verteidigungssektor angewandt werden. Eines der bekanntestes Beispiele ist das 2006 erschienene „Global Conflicts: Palestine“ einer dänischen Software-Schmiede. In diesem 3D-Spiel schlüpft der Nutzer in die Rolle eines Journalisten, der möglichst ausgeglichene Informationen über den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern beschaffen muss.

Ein ähnliches PC-Spiel ist „Peacemaker“, das amerikanische Studenten entwickelten. Darin übernimmt der Spieler entweder die Rolle des israelischen Premierministers oder die des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Spiele zur Wertevermittlung

Computerspiele sollen auch als Anschauungsmaterial zur Suchtprävention und Wertevermittlung dienen, das wünscht sich die Zentrale Geschäftsstelle polizeilicher Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Sie beauftragte das Institut für Medienpädagogik vom Verein „Jugend Film Fernsehen“ (JFF) damit, ein medienpädagogisches Konzept für ein Spiel für Kinder bis 13 Jahre zu entwickeln. Das Institut für Medienpädagogik wurde 1949 gegründet und befasst sich in Forschung und pädagogischer Praxis mit dem Medienumgang der heranwachsenden Generation.

Vor drei Jahren veröffentlichte die Geschäftsstelle für Kriminalprävention das Spiel „Luka und das geheimnisvolle Silberpferd“. Die wahlweise männliche oder weibliche Spielfigur namens „Luka“ erlebt in seiner Clique Situationen, in denen unter anderem verbale Gewalt, körperliche Aggression, Mobbing, Sachbeschädigung und Erpressung zum Thema werden. Dem spielenden Kind werden verschiedene Handlungsmöglichkeiten zur Auswahl angeboten. „Falsche“ Lösungen führen in eine Sackgasse, richtige hingegen weiter durch das Spielgeschehen. „Dabei lernt Ihr Kind, soziale und damit längerfristig konfliktlösende Fähigkeiten zu entwickeln“, schreibt die Beratungsstelle der Polizei. „Wählen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam aus, welche Fernsehsendungen, Videofilme und Computerspiele für Ihr Kind geeignet sind und begründen Sie mit sachlichen Argumenten, wenn Sie ein Angebot ablehnen“, heißt weiter auf der Webseite zum Spiel. „Luka und das geheimnisvolle Silberpferd“ gewann unter anderem den „Serious Games Award 2007“ sowie den „Lara – Education Award„.

Mit Selbstbewusstsein gegen den Strom

Am Freitag stellte das Institut für Medienpädagogik JFF das Nachfolgespiel „Luka und der verborgene Schatz“ vor. Es konfrontiert die Spieler mit Alltagsgefahren, in denen sie sich mit dem Thema Alkohol, illegale Drogen und Gewalt auseinandersetzen müssen. Die Polizei-Beratungsstelle erklärt: „Die Spieler werden immer wieder vor die Wahl gestellt: Verzichten sie auf Drogen, wird diese ‚richtige‘ Entscheidung im weiteren Spielverlauf belohnt. Zudem werden im PC-Spiel immer wieder Brücken zur realen Welt geschlagen, zum Beispiel durch die Bastelanleitung für einen Drachen oder das Rätselspiel zum Erkennen von Konstellationen am Sternenhimmel.“ Die Spieler im Alter zwischen neun und 13 Jahren müssten die „richtigen“ Verhaltensalternativen erkennen und mitunter Stärke und Selbstbewusstsein demonstrieren, um das Spiel erfolgreich zu meistern.

Eine spezielle Version ist für Fachkräfte in der Erziehungs- und Jugendarbeit gedacht. Es enthält ein Begleitheft sowie verschiedene kleine, abgeschlossene Spielszenen, in denen die Hauptfiguren kurz in das jeweilige Thema einführen. Sie zeigen mögliche Lösungsansätze oder Hintergrundinformationen auf, die im Klassenverband diskutiert werden können. Die Lehrerversion bietet die Möglichkeit, an bestimmten Stellen in das Spiel interaktiv einzusteigen. Schon vor der Veröffentlichung wurde das neue PC-Spiel für den Deutschen Kindersoftwarepreis „TOMMI 2008“ nominiert.

Die CD-ROMs der beiden Spiele werden kostenlos in Schulen verteilt oder können direkt unter www.luka.polizei-beratung.de bestellt oder heruntergeladen werden. (PRO)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen