„Die Zeit“: Boom der konfessionellen Schulen?

H a m b u r g (PRO) – Hat das Interesse an konfessionellen Schulen zugenommen? Gunnar Hermann, Direktor der evangelischen Schule Pankow in Berlin, beantwortet die Frage mit einem eindeutigen Ja. In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" nennt Schuldirektor Hermann auch gleich die Gründe für das Wachstum der Bekenntnisschulen.
Von PRO

Die Gründe für das gestiegene Interesse seien vielfältig, so Hermann. Zum einen seien Eltern bei der Auswahl einer Schule heute viel kritischer als früher und zum anderen stünden Schulen in freier Trägerschaft für individuellen Unterricht und ein reichhaltiges Nachmittagsangebot.

„Recht auf freie Schulwahl wird stärker wahrgenommen“

Anhand seiner Schule werde deutlich, dass konfessionelle Schulen boomen. Der Träger seiner Schule, die Schulstiftung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, habe seit den neunziger Jahren zehn neue Schulen gegründet, so Hermann. Seit dem Jahr 2004 hätten sich die Schülerzahlen verdoppelt und lägen nun bei insgesamt 7.000 Schülern. Seine Schule könne seit ihrer Gründung vor sechs Jahren immer höhere Bewerberzahlen verzeichnen. Hermann geht davon aus, dass sie 2008 voraussichtlich nur jedes vierte Kind annehmen können.

Auch Eltern hätten ihre Einstellung zur Bildung ihrer Kinder mittlerweile geändert. „Das Recht auf freie Schulwahl wird heute viel stärker wahrgenommen als noch vor einigen Jahren“, sagt Hermann. Früher hätten Eltern ihre Kinder einfach auf die nächstgelegene Schule geschickt. Heute suchten dagegen immer mehr Eltern aktiv nach einer Schule, „deren Profil und pädagogisches Konzept sie besonders wertschätzen“.

Andacht und Pflichtfach Religion

Zum Konzept der evangelischen Schule Pankow gehört jedoch nicht nur eine individuelle Betreuung der Schüler und eine reformpädagogische Orientierung des Unterrichts, sondern auch eine wöchentliche Andacht  und das Pflichtfach Religion. Jeder Schüler ist „ein unverwechselbares Individuum und Geschöpf Gottes“, sagt Herrmann.  Wichtige Lerninstrumente seien Wochenpläne, Freiarbeit und Projekte. Von der ersten bis zur vierten Klasse werde auf Zensuren verzichtet, um ein „konkurrenzarmes Klima“ zu schaffen.

Ein weiterer Pluspunkt für die Eltern dürfte das umfangreiche Nachmittagsprogramm der evangelischen Schule Pankow sein. Im so genannten „evangelischen Schülerladen“ gebe es eine „Bewegungsbaustelle“, eine „Traumoase“ und ein „Theaterzimmer“, zählt Hermann auf. Dort würden Kurse für Tanzen, Backen und Singen angeboten. Außerdem gebe es eine „Zirkus AG“, die in Zusammenarbeit mit der benachbarten Behindertenschule gestaltet werde.

Das Interview wurde im Rahmen eines Schwerpunktthemas der „Zeit“ unter dem Titel „Der Boom der Privatschulen“ veröffentlicht. Neben dem Erfolg von konfessionellen Schulen  widmeten sich die Beiträge auch dem „Schul-Gründungsfieber“ und der Frage, warum Eltern ihre Kinder auf britische Internate schicken.

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